Manchmal braucht es einen guten Freund, dessen Empfehlung man nicht ausschlagen kann, um genau so auf ein Spiel wie Risk of Rain 2 zu stoßen (Danke, Jakob!). Die eher unscheinbaren Screenshots auf Steam und die kryptische Beschreibung des Titels haben mich vor Monaten leider davon abgehalten das Spiel auszuprobieren. Selbst beim Zusehen verschiedener Streamer sprang der Funke einfach nicht über, doch ich habe mich gewaltig geirrt – Risk of Rain 2 ist eines der durchgeknalltesten Spiele der letzten Jahre, welches gleich mehrere meiner Lieblingsgenres miteinander verbindet.
Ich hoffe, mir gelingt es mit diesem Testbericht dieses verrückte Spiel besser zu beschreiben als meine Vorgänger. Wie auch bei den letzten Koop-Testberichten habe ich mir erneut Spieler aus meinem Freundeskreis eingeladen, um das gesamte Potenzial und den Koop-Wahnsinn von Risk of Rain 2 erfassen zu können.
Ganz klar, Rogue-like-ARPG-Third-Person-Shooter!

Die überschaubare und zugleich rätselhafte Geschichte beginnt mit einer kurzen Introsequenz, in der das Raumschiff UES »Save Travels« auf einen unbekannten Planeten zusteuert, auf der Suche nach dem letzten Standort der UES »Contact Light« und deren Notsignal. Leider sind das einzige, was der Scanner unseres Raumschiffs noch erfassen kann, Trümmer auf der Oberfläche und eine kurze Warnung mit dem Inhalt »Monster und Kämpfe«. Nach dieser kurzen Einleitung befinden wir uns auch schon in der Charakterauswahl, in der wir einen der gut gestalteten Nah- oder Fernkämpfer auswählen.
Jede der einzigartigen Spielfiguren beherrscht vier besondere Fähigkeiten, darunter welche, die ganz klassisch Schaden austeilen, eine weitere, die uns schneller durch die Spielwelt befördert und meist eine Fertigkeit, die gleich noch nette Nebeneffekte wie betäuben, einfrieren oder vergiften mitbringt. Haben wir unsere Auswahl bestätigt, geht es ohne jegliche Ladezeit mit einer blauen Landekapsel auf den Planeten oder besser gesagt, auf die erste Map/Karte.
Jäger und Sammler

Ab jetzt geht es mit der Chaosgenerierung ganz langsam los. Der Rogue-like-ARPG-Third-Person-Shooter lässt uns gegen die ersten Gegnertypen wie Steingolems, Quallen und Echsen antreten. Es gibt einfache Gegner, die gleich mit ein paar gezielten Attacken einknicken und starke Eliteversionen, die mit Elementarschaden und höherem Leben inklusive Schutzschild uns bereits etwas mehr abverlangen. Doch wie kommt nun das beschriebene Chaos in das doch so entspannend wirkende Spiel, mit dem sehr eigenen Soundtrack?
Das Ziel auf jeder Karte ist es möglichst viel Geld zu sammeln, in dem wir jeden erscheinenden Gegner sofort ins Jenseits befördern. Mit diesen gesammelten Credits lassen sich zufällig verteilte Kisten, Itemspender und Schreine auf der Planetenoberfläche öffnen und wir erhalten so eines aus über 100 verschiedenen Gegenständen aus Risk of Rain 2. Diese Gegenstände sind das A und O für eine lange Spielrunde, welche von ca. 5 Minuten bis hin zu mehreren Stunden andauern kann (abhängig von den jeweiligen Einstellungen und freischaltbaren Artefakten). Diese Gegenstände sorgen für mehr Feuerkraft, Leben, Bewegungsgeschwindigkeit oder gar ganz neue Fähigkeiten für unseren Spielcharakter. Jeder der zu Auswahl stehenden Charaktere harmoniert mit anderen Itemkombinationen, deshalb sollte man sich im Koop-Modus gerade zu Spielbeginn etwas absprechen, bevor man gierig jedes Item verschlingt, welches vielleicht in den Händen unserer Kollegen effektiver wäre.
Hat man sich einmal an die Bewegungen und die vielen verschiedenen Gegenstände gewöhnt, lassen sich sogar gezielt Builds für die unterschiedlichen Charaktere erstellen, vorausgesetzt das Glück mit den erhaltenen Gegenständen spielt mit. In manchen Runden kann es vorkommen, das man einige unnütze Items viel zu oft bekommt, diese lassen sich aber an vereinzelten Automaten in andere Gegenstände tauschen – vorausgesetzt das Glück ist auch hier auf unserer Seite.
Freude am wilden Zahlenspiel

Jedes der 11 Biome wartet mit einem zufälligen Boss am Ende, den wir durch einen großen Teleporter irgendwo auf der Karte beschwören können. Sind wir erfolgreich und haben die Invasion abgewehrt, gibt es immer je nach Spieleranzahl mehrere Items als Belohnung. Doch der wahre Schwierigkeitsgrad verbirgt sich hinter dem Timer, der oben rechts im HUD fortlaufend ansteigt. Mit jeder verstrichenen Minute wird das Spiel etwas schwerer, die Anzahl der Gegner steigt und die damit verbundenen Eigenschaften unserer Widersacher krasser. Das faszinierende an Risk of Rain 2 ist dabei, dass wir quasi unendlich viele Gegenstände ansammeln können, vorausgesetzt wir halten lange genug gegen die Horden an immer zäher werdenden Gegnern und Karteneigenschaften durch.
Hat man erst einmal die einstündige Hürde des Spiels überwunden, sagt uns der Schwierigkeitsgrad oben rechts nur noch »Hahahahahahahahahahahaahahahaha« und das trifft es ganz gut auf den Punkt. Der Bildschirm ist ab jetzt immer vollgepackt mit Gegnern und Effekten (Warnung: Ab hier kann das Spiel für Spieler mit Lichtempfindlichkeit unspielbar werden) und die zu Spielbeginn noch überschaubaren Schadenszahlen wirken jetzt wie ein dichtes Muster, welches sich über den gesamten Bildschirm erstreckt. Ab jetzt jagt eine Kettenreaktion die andere und es ist fast nicht mehr nachvollziehbar, was hier auf dem Bildschirm passiert. Durch die vielen Items, die unserem Charakter Bewegungsgeschwindigkeit verschafft haben, spielt es sich an diesem Punkt fast schon wie ein Arena-Shooter, bei dem wir im vorbeifliegen unsere Ziele ins Visier nehmen. Einfach genial und fast schon meditativ, sobald man sich an das Chaos gewöhnt hat.
Mehr Spaß durch regelmäßige Updates

Das vor kurzem erschienene Anniversary Update hat dem jetzt schon sehr umfangreichen Risk of Rain 2 nochmals eine ordentliche Schippe neue Inhalte beschert. Die jungen Entwickler haben für dieses Jahr sogar noch mehr Updates angekündigt und ich bin mir sicher, das mein aktueller Spielstand auf Steam mit ca. 93 Stunden Spielzeit durchaus weiter anwachsen wird, denn es gibt noch so viel zu entdecken.
Zum Schluss habe ich einen kleinen Tipp für Euch: Wer auf den Geschmack gekommen ist und seine ersten Spielstunden absolviert hat, der wird sicherlich auf die vielen Geheimnisse von Risk of Rain 2 gestoßen sein. Hier hilft das umfangreiche Fan-Wiki ungemein, denn ein paar Rätsel konnten wir selbst nach über 50 Stunden Spielzeit nicht aufspüren.
Release Termin:
11. August 2020
USK:
ab 12 Jahren
Genre:
Third-Person-Shooter, Rogue-like, Action-Rollenspiel
Spielzeit:
ca. 30-100+ Stunden
Entwickler:
Hopoo Games
Publisher:
Gearbox Publishing
Erhältlich für:
PC
PlayStation 4/5
Xbox Series
Switch
Stadia
Fazit
Risk of Rain 2
Risk of Rain 2 kombiniert geschickt unterschiedliche Genres miteinander und wirkt dabei dennoch erfrischend, obwohl es einige der beliebtesten Spiele zitiert. Der Soundtrack ist frech gewählt und die vielen verschiedenen Möglichkeiten, das Spiel zu spielen und es immer wieder aufs Neue zu entdecken, macht selbst nach über 50 Stunden noch Spaß. Wer ein anspruchsvolles Rogue-like Spiel sucht, welches nicht dem üblichen Schema F folgt, der könnte so wie ich mit Risk of Rain 2 eine sehr positive Überraschung erleben.
Pro
- erfrischend anders als andere Spiele
- jeder Spieldurchlauf ist einzigartig
- abwechslungsreiche Spielcharaktere
- viele Geheimnisse zu entdecken
- mehrere Spielmodi: Prismatische Herausforderung und Finsternis
- Einzel- oder Kooperativ bis zu vier Spieler
- abgefahrener Soundtrack
- überzeugender Genremix
- gute Preis-Leistung
Contra
- kann sehr schwer zu Spielbeginn sein
- man braucht viel Geduld
- extremes Effektgewitter in langen Spielsitzungen (Epilepsie Warnung wäre angebracht)
Letzte Worte
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Dieses Spiel macht süchtig nach Kettenreaktionen.