Schon lange suche ich ein Echtzeitstrategiespiel, das etwas mehr auf dem Kasten hat als ein einfaches Spielsystem, bei dem man nur das Herumkommandieren von Einheiten übernimmt. Wieder ist es einer meiner besten Freunde, der mir durch ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk diese Suche abnimmt. Bei den beiden Geschenken handelt es sich um das realistische Echtzeitstrategie– und Echtzeittaktikspiel Call to Arms und dessen DLC Call to Arms – Gates of Hell: Ostfront.
Große und kleine Probleme

Call to Arms beschäftigt sich mit den Kriegsgeschichten der Neuzeit und beinhaltet allerhand moderne Waffensysteme und aktuelle Fahrzeuge der Fraktionen USA, Deutschland und Russland. Um einen guten Einstieg in die komplexe Steuerung des Spiels zu finden, habe ich aus dem Hauptspiel die USA-Kampagne mit ihren 10 Missionen für mich genutzt, da diese leider die Einzige ist, die sich richtig rund anfühlt. Die restlichen Kampagnen geben sich eher hakelig und sind teilweise eine echte Geduldsprobe, was eine geschmeidige Spielbarkeit angeht.
Eine besondere Funktion von Call to Arms ist die detailreiche Navigation der Einheiten. Diese lassen sich nicht nur aus der Draufsicht navigieren – jedes Fahrzeug und jeder einzelne Soldat lässt sich ebenso auch aus der Egoperspektive spielen. Sogar die Inventare der jeweiligen Einheiten müssen hin und wieder verwaltet werden, das bedeutet jede Ressource wie Munition oder Benzin gilt es im Auge zu behalten, denn ohne sie ist die Schlacht eventuell ganz schnell verloren.

Was dieses Spiel aber wirklich erst zum Hidden Gem macht, kommt leider erst mit der Erweiterung Gates of Hell: Ostfront zur Geltung. Dieses DLC kostet allerdings genau so viel wie das Hauptspiel und stammt überraschenderweise nicht vom selben Hersteller. In dieser Kampagne, die ebenfalls komplett mit bis zu acht Spielern im Koop spielbar ist, wird, wie der Name schon sagt, in der Zeit des 2. Weltkriegs gekämpft. Zu den Inhalten dieser sehr guten Erweiterung gehören unter anderem 12 historische Einzelspielermissionen, 30 PvE– und PvP-Karten und über 250 Fahrzeuge, die allesamt ein realistisches Schadensmodell besitzen.
Mod sei dank

Wie eingangs schon erwähnt, gibt es einige Probleme bei der Spielbarkeit von Hauptspiel und Erweiterung. Was ich aber absolut nicht nachvollziehen kann, ganz abgesehen von der eher schlechten Wegfindung der Einheiten, ist die normale Weitsicht und die damit verbundenen Popups in der Landschaft. Man könnte es vielleicht noch auf die bessere Performance schieben, aber da die Fahrzeuge ballistisch weiter schießen können, als einem das Spiel die Sicht ermöglicht, wirkt dies doch etwas albern in einem sonst so realistischen Strategiespiel.
Doch Hilfe kommt auch hier mal wieder von den Fans, die das wahre Potenzial dieses Titels zu schätzen wissen. Da Call to Arms und das DLC Gates of Hell: Ostfront auf der Plattform Steam samt Mod Support vertrieben werden, können solche Fehler im integrierten Steam Workshop durch die begeisterte Modding Community ausgebügelt werden.

Für die Erweiterung empfehle ich aktuell die Spielversion 1.024, um die Kompatibilität für die installierten Mods zu gewährleisten. Diese spezielle Spielversion könnt ihr mit Rechtsklick auf das Spiel in euer Steambibliothek > Eigenschaften > Betas und dann im Dropdownmenü Version 1.024 finden. Jetzt nur noch folgende Must-have Mods in genau dieser Reihenfolge installieren (großes Dankeschön an Jakob für die Mod-Recherche) und schon kann der Strategiespaß losgehen:
- „mod_2831686012:0“ Conequest_Enhanced_Testing_Version
- „mod_2829617084:0“ Battlefield
- „mod_2832880438:0“ Battlefield CE Compat
Optionale Mods, die noch mehr Atmosphäre und QoL-Feature mit sich bringen, aber deutlich an der Spielperformance zehren:
- „mod_2519912785:0“ Better Camera Zoom
- „mod_2518504271:0“ 2K Textures
- „mod_2518879037:0“ Realistic Graphic Mod
- „mod_2829744930:0“ Improved_ammo_selection
- „mod_2564361689:0“ Tank’s target priorities FIX“
- „mod_2546057043:0“ Colour Icons
- „mod_2533534709:0“ OrLoK’s Persistent STUFF
Hinweis: Unter C:\Users\(profilname)\Documents\My Games\gates of hell\profiles\11570725 befindet sich die Datei options.set. Diese Datei könnt ihr mit dem Editor öffnen. Sie kontrolliert unter anderem das richtige Laden eurer abonnierten Steam Workshop Mods für das Spiel Call to Arms – Gates of Hell: Ostfront. Scrollt nun bis ganz nach unten, denn dort sollte eine identische Liste der oben aufgeführten Mods auftauchen.
Dieser Modus ist Goldwert

Durch die Mods hat sich schon einiges am ursprünglichen Spielerlebnis zum positiven verändert, doch für nur ein paar Kampagnen/Missionen im Koop würde ich das Spiel mit all seinen Macken sicherlich nicht empfehlen. Jetzt kommt aber der Clou beider Titel: der Eroberungsmodus mit einem fast schon endlosen Wiederspielwert. Dieser Modus, welcher bereits im Spiel enthalten ist, entsendet Spieler:innen auf zufällige Karten, die es abwechselnd zu Erobern und zu Verteidigen gilt. Dabei gibt es einen Skilltree zu erforschen und sich von Gefecht zu Gefecht zu verbessern – beginnend mit wenigen Einheiten bis hin zu ganz schweren Geschützen und gewaltigen Massenschlachten. Doch auch hier ist es wieder eine Mod, die diesem Modus den richtigen Feinschliff verpasst.
Da die Karten in diesem Modus sonst viel zu klein sind, was dazu führt, das viele Einheiten direkt an ihrem Spawnpunkt bereits abgeschossen werden und so jede strategische Spieloption im Keim erstickt wird, gehört die Conequest_Enhanced_Testing_Version-Modifikation zu den absoluten Must-haves und Gamechanger-Mods, die oben in der Liste auftauchen.
Release Termin:
11. Juni 2021
USK:
unbekannt
Genre:
Echtzeitstrategie, Echtzeittaktik
Spieltyp:
Einzelspieler
Bis zu 8-Spieler Koop-Modus
Entwickler:
Barbedwire Studios
Publisher:
Digitalmindsoft
Erhältlich für:
PC
Fazit
Call to Arms - Gates of Hell: Ostfront
Es kommt selten vor, dass ich Spiele empfehle, welche so schwerwiegende Macken aufweisen, doch Call to Arms ist da eine klare Ausnahme. Dank der grundsoliden Basis des Spiels und der fantastischen Modding Community auf Steam, wird aus dem angeschlagenen Echtzeitstrategietitel eine Taktiksimulation die vor Abwechslung nur so strotzt. Hier werden Ressourcen verwaltet, Unterdrückungsfeuer gestartet und mit der Artillerie über die ganze Karte geschossen, die fotorealistisch alten Kriegsgebieten nachempfunden wurden. Dabei bleibt kein Stein auf dem anderen, denn jedes Gebäude kann zerstört und die dabei entstehenden Krater wiederum als Schützengräben zweckentfremdet werden. Die detailgetreuen Fahrzeuge haben dabei verschiedene Panzerungen, die je nach Kaliber durchdrungen werden können. Oftmals passiert es aber dass die Projektile abgeleitet werden und als gefährliche Querschläger in die nebenstehenden Einheiten einschlagen. Call to Arms - Gates of Hell: Ostfront von Barbedwire Studios, Digitalmindsoft und den Fans da draußen zeigt, was man aus einem Strategiespiel alles herausholen kann. Allerdings würde ich dieses teure Gesamtpaket aus Hauptspiel und DLC nur als Schnäppchen in einem Sale empfehlen.
Pro
- realistische Schlachten samt Ballistik, Panzerungen und Berechnung der Kaliber
- gut funktionierender Koop-Modus mit bis zu 8 Spielern
- Eroberungsmodus mit endlosem Wiederspielwert
- sehr guter Mod-Support im Steam-Workshop
- große Fahrzeugauswahl mit eigenen Schadensmodellen
- Soldaten und Fahrzeuge können aus Egoperspktive gesteuert werden
- Umgebung ist komplett zerstörbar
- extrem detailgetreue Einheiten und Fahrzeuge
- jeder einzelne Soldat besitzt ein Inventar
- Kampagne mit vielen umfangreichen Missionen
Contra
- Einheiten haben Probleme bei der Wegfindung
- nur durch »Camera-Mod« (Realistic Graphics Mod) werden geringe Sichtweiten und Popups verhindert
- nicht einsteigerfreundlich
- Spiel stürzt häufig ab
Letzte Worte
-
Call to Arms - Gates of Hell: Ostfront kann dank den richtigen Mods zum absoluten Geheimtipp für Strategiefans werden.