Ok, jetzt wird es wild! Tierdokumentation, ein wenig chaotisches Geschwabbel à la Goat-Simulator und eine Präsentation, die einem Extremsportspiel gleicht – in »Maneater« wird es blutig, lustig und endlich darf man stilecht wie im Splattermovie ein richtig fieser Haifisch sein. Maneater präsentiert sich wie eine Dokumentation über Haie und ihre Jäger, gespickt mit frechen Sprüchen voller schwarzem Humor und so viel Blut, dass sich ganze Bereiche rot färben und man stetig den Wischmopp zücken möchte. Mit Haifischjäger Scaly Pete trifft die örtliche Haipopulation leider auf einen anstrengenden Widersacher, der dem einfachen Hai gerne das Leben erschwert bzw. es ihm mit Vergnügen auslöscht. So landen auch wir inmitten dieser Konfrontation aus Jäger und Gejagte.
In Begleitung eines Kamerateams ziehen Scaly Pete und dessen Sohnemann Kyle eines schönen Doku-Drehtages einen lukrativen Fang in Form eines großen Bullenhais aus den lokalen Gewässern. Stolz berichtet Scaly Pete vor laufender Kamera, dass es sich bei diesem Fisch zwar nicht um den teuflischen Erzfeind handelt, der seinen Vater auf dem Gewissen hat, er aber einen Teil der väterlichen Harpune wiederkennt, die in dem gefangenen Tier feststeckt. Scaly Pete macht kurzen Prozess, setzt ein riesiges Messer am Bauch des Hais an und mit einem fachgerechten Schnitt erblickt er ein kleines Bullenhai Baby, welches ihm erst in die Arme fällt und dann gleich einen davon abbeißt. Jeder Haifischfan lacht sich hier ins Fäustchen und denkt an Karma, der geschockte Scaly Pete hingegen wirft das Haifischbaby wutschnaubend ins Wasser.
Ab jetzt übernehmen wir die Steuerung des Mini-Raubtiers und starten unseren persönlichen Rachefeldzug gegen den mies gelaunten und gefährlichen Haifischjäger, doch zuerst müssen wir wachsen! In den folgenden Stunden werden fast alle unsere Aktionen von einer sympathischen Dokumentar-Sprecherstimme aus dem Off begleitet, die das Gefühl untermalt, der Mittelpunkt einer Tier-Dokumentation zu sein. Allerdings gefällt mir der englische Originalton etwas besser, ich finde der Sprecher (Chris Parnell, bekannt aus Rick and Morty, Saturday Night Live) hat mehr Charisma in der Stimme.
Das große Fressen beginnt



Wie die Zwischenüberschrift bereits verrät ist das Fressen unsere Hauptbeschäftigung im Spiel. Alles, was kostbare Nährstoffe bringt, wird verzehrt, auch wenn wir dadurch als Abfalleimer der Meere betitelt werden. Unser Ziel ist zum Mega-Hai heranzuwachsen, um der mächtigste Fisch im Ozean zu werden. Auf unserem Weg dorthin benötigen wir allerdings jede Menge Proteine, Fette, Mineralien und Mutagene. Je nach Größe und Gattung unserer Beute, erhalten wir diese kostbaren Rohstoffe für die Weiterentwicklung. Und wer hätte das gedacht: Gefressene Menschen sind nicht so nährstoffreich wie andere Meerestiere. Auch das Erfüllen von Missionszielen, wie Kopfgeldjäger besiegen, Schilder und Wegmarken sammeln, hilft beim Freischalten neuer Körperteile, die wir an unserem Hai modifizieren können.
Es gibt drei Hauptmodifikatoren, oder besser gesagt Rüstungssets, die wir unserem Hai anlegen können: Schatten- , Knochen- und Bioelektrische-Rüstungen. Das Schattenset lässt uns schneller schwimmen und erlaubt uns einen Angriff, welcher Gift in unserer Umgebung zurücklässt. Das Knochenset, wie man es sich denken kann, lässt uns deutlich besser feindliche Angriffe aushalten, erhöht also unsere Schadensresistenz. Die neue robuste Haut ermöglicht zusätzlich starke Rammangriffe gegen Boote auszuüben. Zu guter Letzt gibt es das bioelektrische Set, welches uns zu einer Mutation aus Zitteral und fluoreszierendem Tiefseeräuber macht. Ich kann nur sagen, es blitzt gewaltig, wenn dieses Set angelegt wird.
Kein Anti-Haifisch-Spray



Die Unterwasserwelt wirkt dynamisch und nicht immer sind wir die größte Gefahr, die unter der Wasseroberfläche lauert. Der Weg zum Mega-Hai ist steinig und verlangt uns extrem viele Sammelaktionen ab. Aber dank der abwechslungsreichen Unterwasserlandschaften, den wabbelig-schwabbeligen Landausflügen und den großen, offenen Gebieten, hatte ich selbst nach 14 Stunden Spielzeit noch nicht genug. Aber überzeugt Euch selbst: Auf den Karten der einzelnen Gebiete ist für massig Unterhaltung gesorgt. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle geht an das fleißige Oasentier für die tolle Patchwork-Arbeit, die jetzt die komplette Karte mit allen Zonen und Objekten auf einen Blick ermöglicht.
Kleiner Tipp zum Kartenbild unten: Nach einem Klick auf die Karte, noch einmal unten rechts auf »Bild in Originalgröße anschauen« tippen, dann seht Ihr alle Sammelobjekte im Detail.

Apropo Oasentier: Meine bessere Hälfte ist ein Mega-Hai-Fan und überall in unserer Wohnung sind Haie verstreut – vom Flaschenöffner bis hin zur Kuscheldecke mit Haimotiv ist da alles vertreten. Allein das Gesicht von ihr als die ersten geschmeidigen Schwimmbewegungen samt Attacken losgingen – unbezahlbar. Ja, ich würde sagen, wir hier mögen Haie und erfreuen uns an einem Spiel, das sich genau dieser eigentlich gar nicht bösartigen Tiergattung widmet, vor allem wenn die Animationen des wachsenden Haifischs so gut umgesetzt wurden wie in Maneater. Auch ohne aktive Aufgabe macht das Schwimmen mit diesem mächtigen Fisch einfach Spaß.
Hailiger Pottwalkot, ist das Wasser rot!



Wir beißen uns vom Sumpf bis hin zum großen Golfstrom durch. Alle Gebiete haben eine eigene Lichtstimmung, Lebewesen, Gebäude, Riffe und allerhand Easter Eggs, die erkundet werden wollen. Auch unsere Hai-Organe können auf unsere Bedürfnisse abgestimmt werden. So lassen sich jeweils drei verschiedene Spezialisierungen ausrüsten, wie zum Beispiel mehr Gesundheit, längerer Atem für Landgänge oder eine höhere Ausbeute bei unseren wichtigen und raren Nährstoffen. Die Veränderungen werden auch optisch auf unseren Hai umgesetzt und so sehen wir mal aus wie ein Stealth-Kampfjet oder wie eine Killermaschine aus der Urzeit. Das coole Design des Hais und der einzelnen Körperteile machen neugierig wie die weiteren Entwicklungen aussehen, denn jedes freischaltbare Teil besitzt fünf Ausbaustufen.
Release Termin:
22. Mai 2020
USK:
ab 16 Jahren
Genre:
Action-Rollenspiel, Simulation
Spielzeit:
ca. 14 Stunden
Entwickler:
Tripwire Interactive, Blindside Interactive
Publisher:
Tripwire Interactive, Deep Silver
Erhältlich für:
Windows PC
PlayStation 4
Xbox One
Nintendo Switch
Fazit
Maneater
Ich habe die 14 Stunden als elegante Fressmaschine wortwörtlich verschlungen. Mal wieder ein Videospiel zu spielen, welches sich nicht so ernst nimmt, ist erfrischend anders. Hier muss man sich nicht beschweren, wenn die Handlung flach wie aus einem B-Movie rüberkommt, denn hier geht es allein um das Gefühl, einen mit Zähnen bewaffneten, mutierten König der Meere zu spielen und sich alles vorzuknöpfen, was einem vor die Schnauze schwimmt. Ich hätte mir gerne noch etwas mehr Abwechslung bei den Aufgaben gewünscht, denn mit den Fähigkeiten eines Mega-Hais wäre noch mehr drin gewesen. Wie wäre es denn mit einer Erweiterung mit wilden Unterwasser-Verfolgungsjagden, längeren Landausflügen und geheimen Stealth-Missionen oder unberechenbaren Unterwasser-Strömungen? Trotzdem finde ich, dass die Entwickler von Tripwire und Blindside einen sehr guten Job gemacht haben, denn mit dem Hai durch die verschiedenen Gefilde zu streifen, macht nicht nur Spaß sondern sieht auch richtig gut aus. So viel Fischfreude zu einem fairen Preis, da muss man doch einfach zuschnappen?
Pro
- tolle Unterwasserwelt
- Hai auf Spielstil anpassbar
- guter Humor
- Anspielungen auf alte Filme
- große Areale
- sehr viele Sammelobjekte
- sehr gute Schwimmanimation des Hais
- fairer Preis
Contra
- FPS Drops (PlayStation 4)
- Quests nicht besonders abwechslungsreich
- deutsche Dokumentarstimme kann nicht mit dem englischen Original mithalten
Letzte Worte
-
Hat man einmal Blut geleckt, möchte man mehr davon!
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