Ganze 10 Jahre ist es schon wieder her, da erschien »Xenoblade Chronicles« auf der Nintendo Wii. Jetzt wird die legendäre Geschichte um das rote Schwert »Monado« neu erzählt und dank Erweiterung (Future Connected) umfangreicher denn je. Vielleicht geht es Euch ja auch so wie mir, denn ich habe Xenoblade Chronicles auf dem New Nintendo 3DS tatsächlich verpasst. Später wollte ich das JRPG auf der Nintendo Wii nachholen, doch auch das ohne Erfolg. Wenn ich ehrlich bin, hat mich die Grafik damals etwas abgeschreckt, was vielleicht daran lag, dass ich mir die Wii erst kurz vor Erscheinen der Wii U zugelegt hatte. Die damalige Spielgrafik war zu diesem Zeitpunkt bereits etwas in die Jahre gekommen und so waren andere Spiele schon in Full-HD (1080p) über meinen Bildschirm geflackert. Die Wii hatte leider nur eine Auflösung von 852 × 480 Pixeln und selbst mit einem Upscaler, der die Auflösung auf 1080p hochrechnete, war es ein extrem anstrengendes Kantenflimmer-Abenteuer.
So bin ich nie über die erste Stadt hinausgekommen, doch ich wusste, wenn es irgendwann eine Neuumsetzung oder eine überarbeitete Version geben sollte, bin ich dabei. Nun ist es endlich soweit und die Xenoblade Chronicles: Definitive Edition ist für die Nintendo Switch erschienen. Was sich mit dieser umfangreichen Version so alles verändert hat, erfahrt Ihr heute in meinem ausführlichen Test.
Härter als (ein) Titan!



Einst kämpften zwei gigantische Titanen – und wenn ich gigantisch sage, meine ich gigantisch, denn die beiden Kolosse sind so groß wie ganze Kontinente – ihre Namen lauteten Bionis und Mechonis, und sie lieferten sich einen unerbittlichen Kampf bis zum Tod. Beide Titanen erstarrten in ihrer letzten Kampfhaltung und es vergingen Jahrtausende bis sich Leben auf diesen leblosen Körpern entwickelte. Doch die entstandenen Völker wussten es nicht besser, und wie es schon die mächtigen Giganten vor ihnen taten, verloren sich auch die neuen Völker in einem andauernden Krieg, und so kämpfen heute die Menschen gegen die roboterartigen Mechon. Doch kurz bevor die Roboterwesen die Menschen überrumpeln und die Schlacht für sich gewinnen können, taucht der tapfere Dunban mit dem schnittigen Monado–Schwert auf, dessen Macht sogar die stärksten Mechon zerteilen kann und so wird die Schlacht doch noch zugunsten der Menschen entschieden.
Nach einem Jahr Frieden zwischen den Völkern ist der Krieg zurück und wir schlüpfen in die Rolle des jungen Wuschelkopf Shulk. Ja, der Name unseres Hauptprotagonisten ist sehr gewöhnungsbedürftig und erinnert eher an einen nervigen Schluckauf als an einen epischen Helden, doch Shulk ist der einzige Mensch, der das feuerrote Schwert mit der leuchtenden Klinge ohne schmerzhafte Nebeneffekte führen kann. Wir reisen in die weite Welt hinaus, besuchen Orte in und auf dem Titan, treffen Gegner aller Formen und Farben, und trotz all der Gegenwehr schließen sich immer mehr Verbündete und Freunde fürs Leben an (Heldengruppe).
Ob du wirklich richtig stehst …



Die Besonderheit von Xenoblade Chronicles ist das fast automatische Kampfsystem, in dem die normalen Angriffe unseres Hauptcharakters ganz von alleine auf den Gegner eindreschen, vorausgesetzt man hat sich richtig zu diesem positioniert. Je nach Position zum Gegner blinken unten in unserer Befehlsleiste Ausrufezeichen auf, die uns darauf hinweisen, je nach Position und Verhalten des Gegners, die Attacke mit dem höchsten Schaden auszuführen. Unsere Heldengruppe besteht im Idealfall aus einem Tank (zieht Angreifer auf sich), einem Supporter (unterstützt mit nützlichen Auren und Heilzauber) und einem Damage Dealer (Shulk mit Monado).
Nach erfolgreichen Kämpfen erhalten wir Erfahrung und Gegenstände, wie ein Flauschi-Flauschi oder ein Vergissdeinnicht, die wir für Missionen, Tauschgeschäfte oder als Geschenke für unsere Liebsten verwenden können. Da Xenoblade Chronicles über ein dynamisches Wetter-, Tag- und Nachtsystem verfügt, sind auch diese Faktoren für das erfolgreiche abschließen von Missionen stets zu beachten. Was ich besonders genial an dieser verrückten Spielwelt auf den beiden Titanen finde: Die Gebiete sind gigantisch groß und fast jeder Winkel, jedes Gebirge und jede Schlucht darf erkundet werden.
Freund ist nicht gleich Freund



Das Harmonie-System hinter Xenoblade Chronicles bringt Hunderte von Quests mit sich, die oftmals sehr einfach gestrickte Aufgaben beinhalten wie z.B. gehe zu einem bestimmten Ort, verhaue 5 Gegner oder sammle 10 Objekte in einer bestimmten Gegend. Diese Aufgaben müssen aber nicht alle zwingend erledigt werden. Je nach Lust und Laune können wir die Bindungen zwischen den Menschen beeinflussen, um weitere Aufgaben, seltene Ausrüstungsgegenstände oder bessere Tauschgeschäfte zu erhalten. Manche dieser seltenen Objekte sind sogar rein kosmetisch, wie etwa das Aussehen unserer Rüstung oder unseres Kopfschmucks. Wer hier alles freischalten möchte, der ist garantiert Monate beschäftigt.
Was man sich aber nicht entgehen lassen sollte sind die Steigerungen der Freundschaften in der Heldengruppe, denn diese eröffnen uns optionale Gespräche, welche als Zwischensequenz abgespielt werden und in denen wir sogar entscheiden dürfen, wie sie verlaufen. Eine möglichst große Harmonie zwischen den Gruppenmitgliedern wird auch für das Schmieden von Juwelen benötigt, die wir in unsere Waffen und Rüstungen einsetzen können. Diese Juwelen lassen uns im Kampf mehr Treffer einstecken oder zusätzliche Schadensarten erzeugen.
Treffen der Generationen
In meiner Gegenüberstellung beider Versionen (Wii und Switch) wird schnell klar, wie krass sich die heutige Spielegrafik weiterentwickelt hat. Klar macht die Auflösung des Bildformats hier deutlich den Unterschied, aber auch die dadurch entstehende Sichtweite lässt einen viel mehr in die Spielwelt eintauchen. Was vorher im Rauschen der Unschärfe und den Treppenbildungen an den Kanten zum Opfer fiel, sieht jetzt glasklar aus.
Zwischensequenz: Wii vs. Switch


Aus eckig wird rund: Die neu eingefügten Charaktermodelle sind gestochen scharf, was vor allem an den Haaren zu erkennen ist. Dank neuer Glanzeffekte auf den Oberflächen wirken die Rüstungen jetzt auch als wären sie aus massivem Metall. Diese Änderungen sind mehr mit einem Remake zu vergleichen als mit einem Remaster.
Kampf: Wii vs. Switch


Ganz klar eine Evolution, vor allem als mobile Konsole: Die Ingame-Spielszenen sehen jetzt superknackig aus. Auf dem Boden erkennt man jeden Grashalm und die Schatten der herumstehenden Objekte sorgen für mehr Plastizität und Tiefe. Das verkleinerte HUD (sichtbares Menü) lässt uns viel mehr von der überarbeiteten Spielwelt erkennen. Selbst die türkisfarbene Arena-Begrenzung wurde durch einen optischen Ring am Boden ersetzt, um den Spieler mehr in die Welt eintauchen zu lassen.
Moment, ich muss den Ausblick genießen!



Die Entwickler der Definitive Edition haben einen verdammt guten Job gemacht, denn dieses Remaster gehört eindeutig zu den aufwendigeren Wiederbelebungen eines Klassikers. Die Spielwelt von Xenoblade Chronicles war schon immer fantastisch und kann dank heutiger Standardauflösung fast schon in voller Pracht bewundert werden.
Allerdings, jetzt wo ich auf den Geschmack gekommen bin, wünsche ich mir natürlich eine Version mit der neuesten Grafik-Engine, die diese weitläufigen Areale nochmal auf ein neues Level heben würde. Doch selbst in der aufpolierten Spielgrafik von vor über 10 Jahren schauen manche Gebiete atemberaubend aus und laden zu einer kleinen Spielunterbrechung ein, nur um sich ein wenig genauer umzuschauen. Vielleicht bekommen wir die große Rundumerneuerung mit der nächsten Nintendo Konsolen-Generation zu sehen? Bis dahin hoffe ich auf noch mehr dieser tollen überarbeiteten Versionen.
Xenoblade Chronicles: Future Connected (Vorsicht: kleine Spoiler!)

Wichtig: Ihr solltet die Erweiterung erst nach dem Hauptspiel beginnen, da die Geschichte ein Jahr nach dem Hauptabenteuer spielt und es sehr viele Rückblicke gibt.
Shulk und Melia machen einen Ausflug nach Alcamoth um zu sehen, was von der prachtvollen Hauptstadt übrig geblieben ist. Da das Land nun von schwebenden Inseln dominiert wird, nehmen die beiden den Gleiter Junk. Kurz vor ihrem Ziel werden die beiden plötzlich von einem unbekannten Strahl getroffen und vom Himmel geschossen. Mit einer ordentlichen Bruchlandung stürzt der Gleiter auf der Schulter des Bionis ab. Wie sich schnell herausstellt, sind die beiden nicht allein an Bord der Junk gewesen.
Die beiden Nopon-Zöglinge Kino und Nene von Heldenpon Riki haben sich als blinde Passagiere der Gruppe angeschlossen und werden nach einer kleinen Rettungsaktion unsere neuen Gruppenmitglieder. In einem nahe gelegenen Lager der Hochentia berichtet uns Vogelmensch Maxis über den Nebelkönig, ein Monster welches den Zutritt nach Alcamoth bewacht. Was es mit dieser mysteriösen Gestalt auf sich hat und welche gefiederten Nopon-Abenteuer noch in dem weitläufigen Gebiet lauern, werde ich sicher nicht verraten. Was aber sicher wie das Amen in der Kirche ist, dass mit der kleinen aber feinen Erweiterung nochmals etliche Spielstunden im Xenoblade Universum spendiert werden.
Zurück in die Zukunft



In Xenoblade Chronicles: Future Connected gibt es einige Änderungen, wie zum Beispiel, dass wir neue Rüstungen nur von Händlern erhalten (Drops sind nur kosmetisch) oder es keine Juwelen-Schmiede mehr gibt. Das mit den Rüstungen ist sehr schade, aber die Juwelen-Schmiede vermisse ich ehrlich gesagt nicht, denn die ist schon ein ganz schöner Zeitfresser. Die Ätheradern in Future Connected spucken direkt Juwelen mit zufälligen Werten aus – also einfach abbauen, in die jeweiligen Gegenstände einbauen und Spaß haben. Das Abenteuer beginnt auch nicht mit Stufe 1 Charakteren, wir dürfen bereits aus dem Vollen schöpfen und teilen mit unseren Level 60 Charakteren schlagkräftig aus. Auch das komplexe Harmonie-System mit seinen unzähligen Quests ist verschwunden. Diesmal heißt es Nopon Freunde finden, mit denen wir nun eine ganze Hilfskompanie zusammenstellen, die uns im Kampf unterstützt, vorausgesetzt wir finden sie alle.
Release Termin:
29. Mai 2020
USK:
ab 12 Jahren
Genre:
JRPG, Rollenspiel
Spielzeit:
Kampagne: ca. 60+ Stunden
Zusatzhandlung: ca. 15+ Stunden
Entwickler:
MONOLITH SOFT
Publisher:
Nintendo
Erhältlich für:
Nintendo Switch
Fazit
Xenoblade Chronicles: Definitive Edition
Also wer Xenoblade Chronicles wie ich verpasst hat oder es sehr gerne nochmal spielen möchte, der sollte bei der Definitive Edition zuschlagen. Ich kann nur sagen »was ein fantastisches JRPG, mit einer spannenden Handlung, in der man immer wieder überrascht wird.« Ich bin ein echter Xenoblade-Fan geworden, denn nicht nur der geniale orchestrale Soundtrack, auch das coole Design der Rüstungen und Waffen, mit einer der verrücktesten Spielwelten die ich bis dato gesehen habe, machen dieses Rollenspiel zu einem Must Have-Titel für jeden JRPG-Liebhaber.
Pro
- epische Geschichte
- Zusatzinhalt: Xenoblade Chronicles: Future Connected
- bombastischer orchestraler Soundtrack
- HD-Texturen (1080p)
- überarbeitete Spieloberfläche
- neue Outfits
- editierbare Zwischensequenzen
- automatisches Laufen
- gemütlicher Modus
Contra
- keine deutsche Sprachausgabe
- einige Texturen sind immer noch matschig
- keine besonderen Nintendo Switch-Funktionen
- fliegende Gegner manchmal schwer zu bekämpfen
Letzte Worte
-
Xenoblade Chronicles sah noch nie so gut aus!