Kammer-Jäger – Looter, Shooter, Abenteurer! Wir machen uns in Borderlands 3 erneut mit dem kleinen Allzweckroboter Claptrap auf Achse, um das Universum zu retten. Seitdem ich mit dem Schreiben begonnen habe, wollte ich schon immer mal einen Artikel mit einer sich selbst beantwortenden Frage beginnen. Ist zwar total merkwürdig, macht aber im Fall von Borderlands 3 endlich Sinn. Also aufgepasst: Warum sind die Borderlands-Spiele eigentlich so beliebt – liegt das an dem gut ausbalancierten Belohnungssystem, dem regelmäßigen eigenen Lachen, verursacht durch die verrückten Spiel-Charaktere oder doch eher an der beliebten und total durchgeknallten Optik des Cel-Shading Loot-Shooters? … Richtig!

Doch wie schaut es genau aus im dritten Teil der Serie? Klar könnte man den Machern vorwerfen, man bekomme kein neues Spielkonzept mit Borderlands 3, aber vielleicht ist das Altbewährte auch gut so, denn welches Spiel schafft es, einem so viele Spielstunden und ein so unterhaltsames Niveau zu liefern? Ja, manche Nebenquests sind extrem einfach gestrickt, dafür aber oftmals sehr kreativ verpackt. Einfaches Beispiel bietet da eine kleine Claptrap-Nebenquest, die uns selbst zum Spieletester eines unfertigen Early-Access-Spiels werden lässt. Eigentlich handelt es sich um eine 08/15 Eskortierquest, in der wir eine Person von A nach B begleiten und vor Feinden beschützen. Doch der Entwickler Gearbox zeigt auch hier wieder wie schön es sein kann, wenn man Humor mit Kreativität verbindet.
In dieser Nebenquest folgen wir einer äußerst schlecht animierten Dame, die weder Laufanimation noch Sprungfähigkeiten besitzt, durch eine von Gegnern übersäte Landschaft. Wir bekommen in dieser Nebenquest – und die Betonung liegt hier wirklich auf NEBENQUEST – noch weitere kleine Aufgaben wie »Kaufe fiktive Mikrotransaktionen, um den Sammelfortschritt zu beschleunigen«, »Stimme auf eingeblendeten Schaltflächen über den weiteren Verlauf der Quest ab« und »Belebe die eskortierte Person wieder«. Selbst die Gegner wurden für diesen Abschnitt eigens umbenannt und so treffen wir auf einen Quest-Boss mit dem eigenartigen Namen »1_Boss_Endversion_echt_wirklich_06«. Es gibt (wie immer) so viel zu entdecken, wenn man sich genau umsieht.

Lob muss man hier auch an das jeweilige Lokalisierungsteam aussprechen, denn der Humor funktioniert wie gewohnt auch sehr gut auf Deutsch. Sind wir dann nach ca. 10 Minuten mit dieser megaverrückten Nebenquest fertig, stürzten wir uns selbstverständlich sofort wieder in die nächste total durchgeknallte Aufgabe. Da ziehe ich doch glatt meinen imaginären Hut für so viel Einfallsreichtum!
Leider bin ich mit meinem Test diesmal etwas spät dran und konnte daher auch schon mehrere Kritikpunkte aus anderen Quellen zu Borderlands 3 aufschnappen. Da wird zum Beispiel moniert, die Bösewichte sind nicht so fies wie in den vorherigen Teilen oder die Gebiete wirken an manchen Stellen etwas leer. Ich kann euch von meiner Seite aus beruhigen, ich konnte weder noch feststellen.
Wer soll nun dein Herzblatt sein!?

Doch fangen wir ganz von vorne an! Borderlands 3 erzählt die Geschichte der Calypso-Zwillinge die mit ihrem Kult »die Kinder der Kammer« die Galaxie aufmischen. Das Gespann wirkt wie eine Mischung aus bekannten Charakteren früherer Teile, Tiny Tina und Handsome Jack. Beide versprühen eine ordentliche Prise Schizophrenie, Selbstüberschätzung und das Verlangen, alles Getane sofort live auf die sozialen Medien niederregnen zu lassen. Sie sind dem Geheimnis der Kammern auf der Spur, um unendliche Macht… blablabla. Genau so erzählt sich die Geschichte, zumindest im Stil von Borderlands 3 und obendrein noch Spoilerfrei.
Doch welch ein Zufall, wir als tapferer Kammer-Jäger, treffen mit dem Bus von Marcus dem Waffenhändler genau zum richtigen Zeitpunkt in Pandora ein. Spielbare Charaktere sind diesmal: Die Schützin Moze, eine Ex-Soldatin und Waffenspezialistin aus der Vladof-Armee. Ihr Erfolgsrezept ist ein zweibeiniger Panzer namens Bär. Zane der charismatische Agent, der mit seinem Spiegelbild und seiner SNTNL-Drohne den Sneaky-Beaky-Auftragskiller mimt. Die Sirene Amara, die Mithilfe ihrer Magie die Gegner durch die Luft schleudert oder gar am Boden verwurzelt und zu guter Letzt der Bestienmeister FL4K, der mit äußerst nützlichen Tier/Biestgefährten an seiner Seite in die Schlacht zieht.
Doch bevor wir uns in das große, oder besser gesagt, in das größte Borderlands-Abenteur stürzen, erwartet uns noch ein alter Bekannter – der kleine gelbfarbene CL4P-TP Allzweckroboter, kurz Claptrap, der uns für die Crimson Raiders anwirbt (Bund von Kammer-Jägern, unter der Leitung von Lilith). Dieser führt uns an die ersten Bewegungen und vor allem an den schwarzen und sehr direkten Humor von Borderlands 3 heran.

Schon in den ersten Spielminuten werden wahrscheinlich die meisten, wie auch ich, mit dem Borderlands-Virus infiziert. Man betritt eine Welt, gefüllt mit urkomischen Charakteren, seltsamen Schießeisen und einer verbalen Direktheit, die man so kein zweites Mal fernab von der Borderlands-Serie findet. An jeder Ecke wird geschossen, meist bevor man fragt. Überall gibt es grün leuchtende Kisten die uns mit neuen Waffen, Munition und Zubehör versorgen können, vorausgesetzt man hat Glück (Glück kann man skillen, kommt aber erst nachdem man das Spiel durchgespielt hat).
Wilde Gorillas beißen lahme Orang-Utans

Da kommen wir zum Erfolgsrezept Nummer eins von Borderlands, LOOT oder auf deutsch, die Beute! Unglaublich wie viele Kisten in der Gegend rumstehen, die nur darauf warten von uns geöffnet zu werden und das Schlimme daran ist, man will sie alle öffnen, es könnte ja etwas Besonderes darin verborgen sein. Findet man eines dieser seltenen Items (Waffe, Schild, Artefakt, Granate) so sehen wir schon anhand der farbigen Lichtsäule, um welchen Seltenheitsgrad es sich handelt. Es gibt eine aufsteigende Wertigkeit der Ausrüstung, die sich in folgenden Farben darstellt: Weiß, Grün, Blau, Lila und Orange. Für Loot-Shooter Neueinsteiger sehr hilfreich, die im Ladebildschirm vorgeschlagene Eselsbrücke »Wilde Gorillas beißen lahme Orang-Utans«. 🙂

Aber nicht nur die Beute lässt uns jeden Stein umdrehen, Borderlands ist bekannt für versteckte Botschaften, Geheimnisse und Easter-Eggs. Nur weil es auf der kleinen Karte in der oberen rechten Ecke nicht mehr weiter geht, ist das kein Grund sich diesen Bereich doch etwas genauer anzusehen. Ich kann nur immer wieder sagen, wer sucht, der findet und wird sicherlich belohnt, z.B. mit einer exotischen Waffe, die unterschiedliche Feuermodi bietet.
Bitte kooperieren Sie, jetzt!

Borderlands 3 kann und sollte man, wie auch schon die Vorgänger, mit Freunden spielen. Mit bis zu vier Spielern gleichzeitig können wir die Gebiete unsicher machen und das bringt nebenbei nicht nur mehr Spaß, sondern auch mehr Action und vor allem mehr Looooooot (den man auch tauschen kann). Wem die Gebiete im Einzelspieler-Modus teilweise etwas leer erscheinen, der muss sich einfach mal vorstellen, wie die Umgebungen mit drei weiteren Mitspielern (mit Fahrzeugen) aussehen. Gerade mit den Fahrzeugen sind die weitläufigen Bereiche mit zusätzlichen Spielern ein Riesenspaß, denn dann kann sich einer hinter das Steuer klemmen, während der andere am Geschütz die Gegner aufs Korn nimmt.
Doch nicht nur in der Hauptgeschichte können wir jederzeit gemeinsam die Fetzen fliegen lassen. Auch die zwei zusätzlichen Spielmodi namens »Ring des Gemetzels«, in dem wir gegen anrückende Horden die Stellung halten und das »Prüfungsgelände«, ein typischer Dungeon mit vielen kleineren Widersachern und einem fordernden Endboss, verheißen viel Spaß. Bei beiden Modi wird man, je nach Erfahrungsstufe und Fortschritt, reichlich mit Loot belohnt.
Release:
13. September 2019
USK:
ab 16 Jahren
Genre:
Action-Rollenspiel
Ego-Shooter
Spielzeit:
ca. 46+ Stunden
Entwickler:
Gearbox Software
Publisher:
2K Games
Erhältlich für:
Windows PC
Xbox One
PlayStation 4
Fazit
Borderlands 3
Ich bin, wie auch schon bei den Vorgängern der Serie, erneut mega begeistert von der Vielzahl an einfallsreichen Quests, abwechslungsreichen Gebieten und den total durchgeknallten Charakteren. Da ich alle Vorgänger auf dem PC gespielt habe, hatte ich so meine Zweifel, wie sich denn meine Xbox One Testversion spielen würde. Doch meine Bedenken waren nach den ersten Quests auf Pandora sofort verpufft. Es fühlt sich genauso knackig und gut zu kontrollieren an, wie ich es auch vom PC kenne. Außerdem hat man ja die Möglichkeit mithilfe der drei verschiedenen Skilltrees der jeweiligen Klasse, den Charakter perfekt auf den eigenen Spielstil anzupassen. So habe ich mich diesmal für den extrem zähen Bestienmeister FL4K entschieden, der hauptsächlich seine Biester für sich kämpfen lässt. Kompliment an Gearbox für die schöne Ausarbeitung dieser abwechslungsreichen Skillungen. Mit dem jetzt erreichten Level 50 und erneutem durchspielen auf dem schweren Modus »Wahrer Kammer-Jäger« warte ich nun gespannt auf die vier DLC des Season Pass. Was zur Hölle hat das Team bei Gearbox zu sich genommen, als sie Borderlands 3 entwickelten? Dieses Spiel ist einfach ein Knaller!
Pro
- gigantischer Spielumfang
- tolle Lokalisierung
- grandioser Humor
- mehr Gegenstände/Fahrzeuge
Contra
- lange Ladezeit bei Spielstart
- teurer Season Pass
Letzte Worte
-
Besser Looter als Bluter!
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