Die gebeutelte Autostadt Detroit befindet sich 2038 wieder im Aufschwung – in dieser nahen Zukunft ist es selbstverständlich geworden, sich von menschenähnlichen Androiden im Alltag unterstützen zu lassen. Die Maschinenwesen stammen alle von dem in Detroit ansässigen Unternehmen Cyberlife, die ihre Androiden millionenfach produzieren und in alle Welt versenden. Die menschenähnlichen Roboter sind in den verschiedensten Schichten anzutreffen, manche sind einfache Haushaltshelfer oder Servicekräfte in Geschäften, andere hingegen übernehmen Berufe wie Bauarbeiter, Sicherheitsdienst, Beamte und sogar die Erotikbranche ist mit ihnen ausgestattet. In dieser verrückten, aber nicht allzu fernen Welt, schlüpft der Spieler in die Rollen der drei Androiden Kara, Connor und Markus, deren Handlungen parallel zueinander verlaufen.

WICHTIGER HINWEIS: Es gibt laut Entwickler ca. 4.000 verschiedene Handlungsmöglichkeiten im Spielverlauf und fast jede Entscheidung die der Spieler trifft, wirkt sich unterschiedlich auf die Geschichte aus. Der kommende Abschnitt ist der Einstieg in die Geschichte von Detroit: Become Human, basierend auf der von mir eingeschlagenen Route, die auf meinen persönlichen und emotionalen Entscheidungen beruht. Solltet Ihr Detroit: Become Human selber erleben, werden Eure Handlungen wahrscheinlich zu komplett anderen Ereignissen führen.
Android-Modell: RK800

Wir beginnen das Spiel als Android Connor (Schauspieler: Bryan Dechart). Connor ist eine Art Ein-Mann-Spezialeinheit, ausgestattet mit ordentlich Technik. Er verfügt über eine physikalische Simulationssoftware, mit der wir bereits geschehene Ereignisse nachbilden und präzise auf einen Tatort projizieren können. Mit Hilfe der Schultertasten am Controller können wir zum richtigen Zeitpunkt vor- oder zurückspulen, um durch verschiedene Blickwinkel weitere Indizien zu entdecken. Ein weiteres Feature ist die orale Aufnahme von biologischen Beweismaterialien, die Connor direkt auswerten kann.
Der erste Fall führt uns in eine schicke Penthouse-Wohnung, irgendwo in Detroit. Ein defekter Android hat seinen Besitzer erschossen und sich mit einer Geisel auf die Penthouse-Terrasse geflüchtet. Nun ist es an Connor, die Situation unter Kontrolle zu bringen, Beweise zu sammeln und die Geisel zu retten. Wie sich herausstellt, sollte der menschenähnliche Roboter durch ein neueres Modell ersetzt werden. Dies löste einen emotionalen Schock bei dem Androiden aus und erzeugte eine Überreaktion, die ihn zu einem sogenannten „Abweichler“ werden ließ. Jetzt gilt es die Geiselnahme durch den bösartigen Androiden zu entschärfen. Die Auswahl der Dialogmöglichkeiten (durch die Tasten X, Quadrat, Dreieck und Kreis) ergibt sich unter anderem aus der Menge an Hinweisen, die wir am Tatort gefunden haben und aus verschiedenen Interaktionen während des Gesprächs. In unserem Fall wurde die Geisel gerettet, doch das Modell RK800 blieb dabei auf der Strecke.



Kurz darauf wird ein neues Connor-Modell dem Polizisten Hank Anderson vom Detroit Police Department als neuer Partner zugeteilt, nachdem immer mehr Fälle von Abweichlern auftreten. Connor soll die Ermittlungen voran treiben, doch hier werden wir schnell mit menschlichen Problemen konfrontiert, denn unser Polizeipartner ähnelt mehr dem „Dude“ aus „The Big Lebowski“ als dem eines professionellen Ermittlers. Er hat ein ernsthaftes Alkoholproblem und obendrein gehört er zu den Menschen, die sich gegen den technischen Fortschritt wehren und Androiden auf den Tod nicht ausstehen können …
Android-Modell: AX400

Der Android Modell AX400 mit dem Namen Kara (Schauspielerin: Valorie Curry) ist programmiert auf die Tätigkeiten einer Haushaltshilfe. Sie kommt nach einer Reparatur, inklusive eines Speicher-Resets, zu Ihrem Besitzer zurück, um am heruntergekommenen Stadtrand von Detroit, im Haushalt des allein erziehenden Todd, für die nötige Ordnung zu sorgen. In den ersten Minuten werden wir als Kara aufgefordert, diverse Tätigkeiten im Haus zu übernehmen. Via Bewegungssteuerung oder durch tippen auf dem Controller-Touchpad räumen wir das schmutzige Geschirr auf, waschen Wäsche, putzen die Zimmer im ersten Stock und kümmern uns um die kleine Tochter Alice. Als wir ein Päckchen mit Drogen finden und der Hausherr uns aggressiv an die Gurgel springt, bekommen wir schnell ein Gefühl für die fürchterliche Lebenssituation der kleinen Alice.
Als Todd dann im Drogenrausch und Selbstmitleid noch einen weiteren aggressiven Anfall bekommt, neigen wir zur Interaktion, um Schlimmeres zu verhindern und Alice zu beschützen. Ein rüder Sprachbefehl unseres Besitzers hält uns jedoch von jeglichem Eingreifen ab und zwingt uns, auf der Stelle zu verharren, während Alice vor ihrem Vater in den ersten Stock flüchtet. Nach wenigen Sekunden ist das fürchterliche Kopfkino so groß, dass wir unbedingt einschreiten wollen, doch durch die programmierte Software des Androiden Kara, dem es nicht erlaubt ist, menschlichen Befehlen zu widersprechen, verhindert eine rote Barrikade jeglichen Handlungsraum. Erst durch mehrere erfolgreich ausgeführte Quicktime-Events gelingt es uns die Blockade zu durchbrechen.



Ab jetzt gehören wir auch zu den „Abweichlern“, die nicht mehr den Anweisungen ihrer Besitzer folgen, sondern sich von ihren Emotionen leiten lassen. Also stürmen wir nach oben, liefern uns einen schlagkräftigen Kampf mit dem grausamen Vater und fliehen mit der kleinen Alice aus dem Haus zur nächsten Bushaltestelle …
Android-Modell: RK200

Das Szenario des Androiden Markus (Schauspieler: Jesse Williams) beginnt mit einem einfachen Botengang in das Zentrum von Detroit, wo wir ein Paket mit ausgewählten Farben für unseren Besitzer abholen sollen. Auf dem Weg zum richtigen Geschäft werden wir mit der futuristischen Stadt konfrontiert und bemerken schnell eine Zwei-Schichten-Gesellschaft. Vor manchen Geschäften hängen rote Schilder, die darauf hinweisen das das Betreten von Androiden nicht gestattet ist. Vor einem großen Cyberlife-Geschäft hat sich eine größere Gruppe von Demonstranten gebildet, die Parolen für ein Abschaffen der Androiden über den Platz brüllen, ein Straßenprediger beschimpft uns mit dunklen Prophezeiungen und selbst der Straßenmusiker mit Gitarre wirbt mit seiner menschlichen Musik, die von Herzen kommt. Während dessen erfüllen Androiden um uns herum präzise ihre Aufgaben und Befehle der Menschen.
Sobald wir das Paket erhalten haben, machen wir uns mit dem öffentlichen Bus auf den Rückweg. Nach einer kurzen Fahrt betreten wir eine kunterbunte Stadtvilla. Jetzt schnell das Frühstück vorbereiten, ein kurzer Kontrollblick durch das kuriose Erdgeschoss und schon gehen wir die Treppe hinauf und treffen dort auf unseren Besitzer, den einsamen und alten Künstler Carl. Markus schlüpft nun in die Rolle des Pflegers, verabreicht Medizin und hilft dem nicht mehr auf die Beine kommenden Mann in seinen Rollstuhl. Wir bringen den kreativen Tattergreis zu seinem Esstisch im Erdgeschoss und servieren das vorbereitete Frühstück. Nach der morgendlichen Mahlzeit und ein paar sehr anspruchsvollen Dialogen, geht es weiter in das Atelier des Künstlers, wo Carl sich mithilfe eines industriellen Roboterarms selbst in die passende Position bringt, um ein übergroßes Bild zu malen.



Einige Nächte später versucht der Sohn des Künstlers, dem wir bereits zuvor in einer unschönen Situation begegnen durften, ein paar Bilder seines Vaters zu stehlen, was wir versuchen zu verhindern. Nachdem der Sohn gewalttätig wird, sprengen wir auch hier die programmierte Barrikade, die uns eigentlich einen Angriff auf Menschen untersagt. Während dessen erleidet Carl einen Herzinfarkt und fällt zu Boden. Als wenig später die Polizei eintrifft und den Schauplatz beurteilt, wird der Android Markus für die Tat verantwortlich gemacht …
Filmreife Animation

Der französische Spieleentwickler thematisiert in Detroit: Become Human kritische Themen wie Rassismus, Religion, Gewalt oder die Frage nach der Existenz. Quantic Dream, das auch schon vergleichbare Spiele wie Heavy Rain oder Beyond: Two Souls entwickelte, hat sich in Sachen Motion-Capture selbst übertroffen. Noch nie waren Charaktere in Videospielen so realistisch dargestellt. Die Unebenheiten auf der Haut, der asynchrone Aufbau der Modelle, der Detailreichtum der einzelnen ausmodellierten Accessoires bis hin zur analogen Kamerafahrt, die in die Szenen nachträglich eingebaut wurde, oft hat man das Gefühl man spielt mehr einen Film als ein Videospiel. Sogar die Lichtstimmung und der Soundtrack wurden individuell für jeden der drei Hauptcharaktere komponiert, so dass für Kara, Markus und Connor ein eigenes Stimmungsbild entsteht.

Da wundert es nicht dass die Entwicklung über vier Jahre gedauert hat. Wer Zeit und Lust hat, sollte sich unbedingt die Motion-Capture Aufnahmen in den Bonusinhalten anschauen, um ein Gefühl für die Komplexität und die Schauspielkunst im fast leeren Raum zu bekommen. Detroit: Become Human bietet trotz des reinen Singleplayer-Modus einen extrem hohen Widerspielwert, da die 32 Kapitel nach dem Durchspielen einzeln ansteuerbar sind. So ist es möglich in den Handlungsverläufen, die einem grafisch dargestellt werden, bei jeder im Spiel vorhandenen Schüsselszene einen anderen Weg einzuschlagen.
Release:
25. Mai 2018
USK:
ab 16 Jahren
Genre:
Action-Adventure
Spielzeit:
ca. 18+ Stunden
Entwickler:
Quantic Dream
Publisher:
Sony Interactive Entertainment
Erhältlich für:
PlayStation 4
Windows PC
Fazit
Detroit: Become Human
Mich hat Detroit: Become Human von Quantic Dreams sofort in die futuristische Welt mit ihren fantastisch gestalteten Schauplätzen gesaugt und ich wollte den Controller erst wieder aus der Hand legen, als ich wusste wie die Geschichte ausgeht. Die Handlung nimmt nach der Vorstellung der einzelnen Charaktere so an Fahrt auf - es erging mir wie bei einer guten Serie, in der man sich am liebsten von Folge zu Folge hangelt, ohne eine Pause zu machen. Modell RW800 empfindet enorme Begeisterung für Detroit: Become Human und empfiehlt es allen menschlichen Wesen. Ach ja und nicht vergessen, …es geht nichts über Plastik!“
Pro
- fantastisches Motion Capture
- spannende Geschichte
- Handlung basierend auf Entscheidungen
- Mehrere Spielenden möglich
- beindruckende Grafik
- guter Soundtrack
Contra
- manchmal irreführende Entscheidungsschlagwörter
Letzte Worte
-
Erschreckend realistisch!
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