Extrem schwer, verdammt kalt und trotzdem saugut. Für »Frostpunk« sollten sich »Simulation- und Survival-Fans« besser warm anziehen, denn kaum hat man es sich gemütlich gemacht, wird es sehr schnell noch viel kälter. Wie sagte Mike Lütjens vor kurzem in der rushBfast – Radioshow so schön: »Da liegt einiges auf meinem Pile of Shame!« Genau so sah es bei mir auch aus, doch zum Glück war Frostpunk ganz oben. Ich dachte mir, da es draußen vor der Haustür eh nicht mehr schneit, warum nicht virtuell in Schnee und Eis eintauchen und es sich dabei am warmen Feuer im Frostpunk-Zentrum gemütlich machen? DENKSTE!!! Gleich vier Anläufe habe ich gebraucht, um nur ansatzweise eine kleine Stadt über mehrere Tage durchzubringen! Ich freue mich immer über schwere Spiele, aber hier habe ich ausnahmsweise nachgegeben und den Schwierigkeitsgrad nach unten reguliert, um doch noch Erfolg in der Eishölle zu haben. Bingo, es hat geklappt, ich habe überlebt – und mit mir knapp 300 Einwohner. Ein tolles Gefühl!
Cooler Frost-/Steampunk



In einer Parallelwelt, im Jahr 1886 kommt es vermehrt zu heftigen Schneestürmen auf der Erde – es kündigt sich eine neue Eiszeit an. Die immer dichter werdende Schneedecke lässt die gesamten Ernteerträge ausfallen und die kompletten Infrastrukturen der Städte einbrechen. Den wenigen Menschen, die durch diese harte Zeit gekommen sind, bleibt nur noch ein Ausweg, den zuvor errichteten Wärme-Generator im hohen Norden zu erreichen. Nach einer langen frostigen Reise kommen wir also an diesem besagten haushohen Generator inmitten eines Eiskraters an. Ab jetzt übernehmen wir die Steuerung und beginnen mit der Stadtplanung rund um den ausgeschalteten Generator.
Ein Thermometer mittig oben im HUD verrät uns die aktuelle Temperatur, gleich daneben befindet sich ein dynamischer Ticker/Kalender der darauf hinweist, wann wir uns auf weitere Temperaturschwankungen einstellen müssen. Im Krater verteilt liegen sammelbare Ressourcen wie Holzkisten, Kohle und Stahltrümmer. Diese Materialien helfen uns die ersten Gebäude für Arbeiter und zukünftige Bewohner zu errichten, wie einfache Zelte oder beheizbare Sammelstellen. Leider sind diese leicht zugänglichen Rohstoffe so schnell aufgebraucht wie das Toilettenpapier in der aktuellen Corona-Pandemie und wir müssen schnellstmöglich nach neuen Mitteln und Wegen forschen.
Schnell wird klar, wir benötigen deutlich mehr Kohle als vermutet, denn mit den stetig fallenden Temperaturen steigt der Verbrauch enorm. Es ist ein Wettlauf mit der Zeit, um die Bewohner, den Energiekern und die neu gegründete Stadt in einer akzeptablen Temperatur zu halten. Ebenso haben wir mit passenden Ruhephasen und dem damit verbundenen Verbrauch unserer Einwohner zu kämpfen. Normalerweise gibt es feste Arbeitszeiten, die uns natürlich davon abhalten Unmengen an Rohstoffen abzubauen – denn ein essender oder schlafender Arbeiter bringt keinen Ertrag. Nur Nachts können wir Jäger für die spätere Nahrung entsenden. Doch an dieser eingeschränkten Wirtschaft lässt sich noch etwas ändern…
Eiskalt erwischt


Ein Gesetz-Skilltree mit Folgen: Ich bin total überrascht, wie gut das System mit den Gesetzen im Spiel funktioniert. Je nach Geschmack oder Wetter-/Gemütsfühligkeit unserer ums Überleben kämpfender Einwohner, kann in dem ersten von zwei Gesetzbüchern festgelegt werden, ob es zum Beispiel Sonderschichten für die Arbeiter gibt oder auch schon die Kinder tatkräftig mitackern müssen. Alle Entscheidungen die wir hier treffen haben klare Vor- und Nachteile (nicht nur moralisch), denn zusätzlicher Arbeitsaufwand für die eh schon gebeutelten Menschen kann das Unfallrisiko in die Höhe treiben. Doch nicht nur Arbeitsunfälle können die Produktivität unserer Arbeiter beeinflussen, im schlimmsten Fall kostet sie eine solch drastische Gesetzesänderung sogar das Leben.
Im weiteren Spielverlauf gibt es dann noch die Ausbaustufe zum Überwachungsstaat oder die Möglichkeit, den Bürgern mit einer Art von Glauben, die Hoffnung an das Überleben einzutrichtern. Wie Ihr sicher merkt, harte Umstände erfordern harte Maßnahmen und das bereits bei -60 Grad – und es wird noch kälter. Schon verrückt, was Frostpunk nach längeren Spielsitzungen im eigenen Kopf auslösen kann. Da fragt man sich doch hin und wieder: »Muss das sein?« oder »Würde es wirklich so enden?« Wir haben keine Wahl, denn wir müssen die Hoffnung der Bürger aufrecht erhalten, sonst drohen uns Demonstrationen, Mord und Totschlag oder gar die komplette Aufgabe unserer neu errichteten Stadt (welches zum sofortigen Spielende führt). Nur durch eine nahezu perfekte Balance aus Hoffnung, passender Temperatur in der Stadt, reichlich Rohstoffe in den Lagerhallen und einem optimierten Gesetzbuch können wir den immer härter werdenden Anforderungen trotzen.
Das wohl mit Abstand genialste Feature in einer Wirtschaftssimulation zeigt sich leider erst am Ende der eigentlichen Kampagnen-Missionen. Denn zur Belohnung unseres Erfolges, bekommen wir noch einmal die Chance den Aufbau unserer errichteten Stadt in einer Zeitraffer-Zusammenfassung zu sehen. Dabei werden uns aus der Vogelperspektive alle Bauschritte in einer kompakten Sequenz zusammengestellt. Ach, wie gerne hätte ich diese tolle Funktion auch in anderen Aufbausimulationen. Großartig! Ja, Frostpunk von 11 Bit Studios ist sehr schwer! ABER wenn man sich die Zeit nimmt, die Wege optimiert, eine Wirtschaft kreiert, die mit all ihren Nachteilen trotzdem Vorteile schafft, kann man mit dieser Simulation viele Stunden Spielspaß haben. Dank der Erweiterungen und dem Endlos-Modus geht noch viel, viel mehr, natürlich vorausgesetzt man mag Schnee und Eis.
Release Termin:
24. April 2018
USK:
ab 16 Jahren
Genre:
Simulation, Survival
Spielzeit:
Kampagne: 10+ Stunden
Weitere Modi: ∞
Entwickler:
11 Bit Studios
Entwickler:
11 Bit Studios
Erhältlich für:
PlayStation 4
Windows PC
Xbox One
Fazit
Frostpunk
Ja, Frostpunk von 11 Bit Studios ist sehr schwer! ABER wenn man sich die Zeit nimmt, die Wege optimiert, eine Wirtschaft kreiert, die mit all ihren Nachteilen trotzdem Vorteile schafft, kann man mit dieser Simulation viele Stunden Spielspaß haben. Dank der Erweiterungen und dem Endlos-Modus geht noch viel, viel mehr, natürlich vorausgesetzt man mag Schnee und Eis.
Pro
- Überlieferung von Kälte
- fantastischer Soundtrack
- hoher Wiederspielwert
- viele Nebenmissionen
- Endlos-Modus & Bonusinhalte
Contra
- schwer
- keine deutsche Sprachausgabe
Letzte Worte
-
Eiskalt erwischt!
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