Was wie eine Kriminalgeschichte beginnt, geht schon bald über den Horizont von Raum und Zeit hinaus. Doch fangen wir ganz von vorne an: Wir spielen zwei Quelljäger, die zu einer Organisation gehören, die sich zur Aufgabe gemacht haben, gefährliche Zauberer und deren Quellmagie aufzuspüren. Zu Spielbeginn erhalten wir einen Befehl unseres Ordens einem Mord in der Hafenstadt Cyseal nachzugehen, der angeblich durch einen bösartigen Zauber begangen wurde. Doch statt mit offenen Armen empfangen zu werden, tappen wir erst einmal in eine Orkbelagerung der Stadt und finden uns schneller in kniffeligen Kämpfen wieder als uns lieb ist. Nach unserer ersten Feuertaufe und dem Durchschreiten des Stadttores wird es allerdings nicht gerade einfacher. Denn in dieser Stadt voller wuselnder Bürger ist einfach jeder verdächtig. Bereits hier entscheiden viele unserer im Vorfeld verteilten Attributspunkte, wie einfach sich die Spurensuche gestaltet.
Hier hat mich das Spiel schon komplett in seinen Bann gezogen, denn es ist verrückt zu sehen, wie viele Möglichkeiten zum Ziel führen können. Alles kann eine Hilfe sein, egal ob ein Taschendiebstahl zu einer wichtigen Notiz führt oder wir uns durch einen komplexen Fragenkatalog durch die Stadt arbeiten – es kann mit allem und jeden in Divinity: Original Sin interagiert werden. Genial.
Gemeinsam sind wir stark!

Doch so komplex die erste Quest auch scheinen mag, das Rollenspiel hat noch deutlich mehr zu bieten, denn schon nach wenigen Stunden Spielzeit stellt sich heraus, dass wir einem weitaus größerem Ziel folgen. Nach dem ersten Kontakt mit den sogenannten Sternensteinen/Blutsteinen werden wir plötzlich aus der realen Welt gerissen und befinden uns wortwörtlich am Ende der Zeit, wo uns ein kleiner Imp Namens Zixzax aufklärt, dass wir die Reinkarnation von …! So, hier lasse ich Euch den Rest erkunden, denn das ist gefühlt gerade mal das Intro des Spiels. 🙂
Die Enhanced Edition von Divinity: Original Sin erschien bereits 2017 und »Asche auf mein Haupt«, seitdem befand sich dieses wunderbare Spiel leider in meinem riesengroßen Pile of Shame (*schäm*), doch das hat nun ein Ende! Ein normaler Test war mir in diesem Fall etwas zu langweilig, denn das klassische Rollenspiel bietet neben dem grundsoliden Einzelspielermodus einen superguten und leicht zugänglichen Zwei-Spieler-Koop Modus, in welchem jeder Spieler zwei Spielfiguren steuern darf. In Gesellschaft macht das Austüfteln der komplexen Gefechte gleich noch mehr Spaß und deshalb habe ich mich zusammen mit meinem Kumpel Jakob ins Abenteuer gestürzt.
»Gut kombiniert, Kollege!«

Der erste Teil der Rollenspiel-Serie von Larian Studios ist bereits ein unglaublich gutes Rollenspiel, welches seine Kämpfe in einem klassischen rundenbasierten Kampf austrägt. Hierbei kombinieren wir alle möglichen Elemente wie Wasser und Blitz, welche Gegner betäuben, oder Gift und Feuer, was zu großen Explosionen für maximalen Schaden führen kann. Doch Vorsicht, befinden sich die eigenen Spielfiguren, wie z.B. Nahkämpfer, im Radius der Schadensflächen, erleiden auch diese schmerzhafte Schadenspunkte. Ebenso sollte man immer die verfügbaren Aktionspunkte im Auge behalten, denn diese entscheiden wie weit wir unsere Spielfigur bewegen können, Tränke trinken, angreifen oder gar ein Item aus dem Inventar verwenden dürfen. Die Charakterentwicklung der Spielfiguren ist dabei wie in einem Pen & Paper Rollenspiel aufgebaut, denn die Attributspunkte bleiben dabei fast ausschließlich im einstelligen Bereich und fordern ein wohl überlegtes verteilen, um wertvolle Fähigkeiten zu erhalten. So können wir zum Beispiel einen Punkt in die unscheinbare Fähigkeit Tierfreund investieren, was uns die Gabe schenkt, sich mit Tieren zu unterhalten. Diese Fähigkeit ist nicht nur oftmals ein Brüller aufgrund der superlustigen Gespräche, sondern kann wiederum dazu führen, dass wir komplett neue Quests erhalten oder wir von unseren vierbeinigen Beobachtern weitere wichtige Informationen über ihre Besitzer oder andere Geheimnisse erfahren.
»Drück bitte mal F5!«

Die Enhanced Edition punktet hier deutlich vor der Standardversion des Spiels, denn die ursprünglich nur textbasierten Unterhaltungen sind hier liebevoll auf Englisch vertont und zaubern einem sehr oft ein Lächeln auf die Lippen. Die Quests sind extrem vielfältig und meist mit vielen einzelnen Stationen verknüpft. Achtung, hier ist nachdenken und gutes Erinnerungsvermögen gefragt, denn es gibt in Divinity: Original Sin – Enhanced Edition keinen permanenten Questmarker, der einen wie ein vollautomatisches Navigationssystem von A nach B leitet. Bei unserem 75 stündigen Abenteuerritt durch die Fantasywelt von Rivellon blieben, trotz unseres akribischen Absuchens jeden Winkels, noch zahlreiche Quests offen. Das kann daran liegen, dass dieses komplexe Rollenspiel dem Spieler offen lässt, wie er in manchen Situationen reagiert.
Da einige Gespräche hin und wieder zu einem Kampf führen und dabei vielleicht der eine oder andere questentscheidende NPC leider unweigerlich ins Gras beißt, lassen sich manche Aufgaben einfach nicht mehr auflösen. Wer das vermeiden möchte, der kann jederzeit mit der Taste F5 auf dem PC das Spiel schnellspeichern und so drohenden Fehlentscheidungen vielleicht aus dem Weg gehen. Doch gerade, dass wir in Divinity: Original Sin – Enhanced Edition unsere eigenen Entscheidung treffen dürfen ist genial, denn Ihr müsst wissen, dass nicht alle NPCs und Questgeber der Spielwelt gegenüber freundlich gesinnt sind. Schön ist hierbei auch das kleine Minispiel »Stein, Schere, Papier«, welches wir mit unserem Koop-Partner austragen dürfen, wenn wir mal nicht einer Meinung sind.
Ich empfehle allerdings trotz der vielen Spielstunden das Spiel nicht für mehrere Tage zu unterbrechen, sondern in einem kontinuierlichen Flow durchzuspielen. Die Spielwelt und die damit verbunden Aufgaben sind so umfangreich, da wäre man gezwungen das komplette Questlog oder sogar einzelne Dialoge nochmals durchzugehen, um vielleicht die nächste Etappe einer Quest zu finden. Uns ist das auch ohne große Unterbrechung passiert, dass wir völlig den Faden verloren haben. Dies soll aber kein Negativpunkt sein, sondern spricht eindeutig für die Komplexität des Titels. Ein weiterer großer Vorteil im Koop-Modus: Wir können außerhalb des Kampfes mehrere Fähigkeiten gleichzeitig durchführen, wie das Befragen von weiteren Verdächtigen, das Handeln von Gegenständen, die Inventarpflege und das Erkunden neuer Areale. Später kann dies auch bei schwereren Rätseln helfen, in der die Gruppe sich im Einzelspielermodus aufteilen würde.
Release Termin:
27. Oktober 2017
USK:
ab 16 Jahren
Genre:
Rollenspiel
Spielzeit:
ca. 75+ Stunden
Entwickler:
Larian Studios
Publisher:
Larian Studios
Erhältlich für:
PlayStation 4
Xbox One
PC
Mac OS
Linux
Fazit
Divinity: Original Sin - Enhanced Edition
Das Rollenspiel Divinity: Original Sin - Enhanced Edition ist ganz klar eine Kaufempfehlung für alle Fans der alten Baldurs Gate Reihe oder für Spieler die Spaß an komplexen Aufgaben und einer sehr umfangreichen Spielwelt haben, vorausgesetzt man liest gerne oder versteht gut die englische Sprache. Wer sich auf das Abenteuer einlässt wird mit vielschichtigen Quests und einer Spielwelt voller Interaktionsmöglichkeiten belohnt. Einfach faszinierend! Hier wird das Wort Entscheidungsfreiheit tatsächlich ganz groß geschrieben. Ich habe mehrmals zu meinem Koop-Kollegen gesagt, wie krass wohl die Entscheidungsweichen hinter den Quests aussehen, dass müssen unzählige Möglichkeiten sein!? Ich bin begeistert, wie die Entwickler von Larian Studios das klassische Rollenspielgenre (Isoperspektive) in unsere heutige Spielwelt portiert haben und freue mich darauf, Euch bald vielleicht schon über den zweiten Teil der Reihe berichten zu können.
Pro
- komplexer Charakterausbau (Pen & Paper Charaktere)
- 2 Spieler Koop-Modus
- sehr gut gesprochene Dialoge (Englisch)
- Zauber und Gegenstände lassen sich kreativ kombinieren
- viele abwechslungsreiche Quests
- Schnellspeichern und Laden ist jederzeit verfügbar
- toll ausgearbeitete Umgebungen
- es kann mit allem und jedem interagiert werden
- spannende Geschichte
Contra
- Sprache nur auf Englisch
- regelmäßige Anzeigefehler im Koop-Modus
- Spielende etwas seltsam
Letzte Worte
-
(Imp)osante Erscheinung!
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