Normalerweise schrecken mich die Wabenstrukturen auf einem Spielbrett eher ab, nicht weil ich Angst vor Bienen habe, sondern mich lockt das eher langsame und statische Gameplay, welches oftmals damit verbunden ist, nicht unbedingt aus der Reserve. Das wäre mir bei For the King fast genau so passiert, doch hier gibt es eine entscheidende Komponente, die meine Bedenken komplett verpuffen ließ – den 3-Spieler Koop-Modus. Dieser macht es möglich, sich mit seine Freunden in den eher ruhigen Phasen des Spiels präzise über die nächsten Schritte abzusprechen, Strategien und Routen zu planen oder wie üblich herumzualbern – wir wissen doch alle, jedes Spiel ist besser mit einem Koop-Modus.
Ob ihr wirklich richtig steht …

Auf den ersten Blick macht das kleine, 2015 auf Kickstarter finanzierte rundenbasierte Rollenspiel For the King alles richtig. Der durchgehend stimmige Grafikstil und die kleinen Details wie das Verändern des eigenen Aussehens durch Anlegen unterschiedlicher Rüstungen und Waffen. Auch die lustig anzusehende Ragdoll-Physik in den Kämpfen bringt einen hin und wieder zum Schmunzeln, vor allem wenn der Gegner noch die Klipper herunter fällt oder zappelnd auf dem Boden rumwabbelt.
Ebenfalls schön im Spiel ist der flüssige Tag- und Nachtwechsel, der die strategische Karte immer wieder in eine andere Lichtstimmung versetzt. Die Spielzüge auf dem wabenförmigen Spielbrett gehen einfach von der Hand und auch die unterschiedlichen Gegnertypen, auf die man auf seiner langen Reise trifft, sind sehr gut ausgearbeitet. Gut gefällt mir auch der superstimmige Soundtrack mit seinen authentischen Mittelalterklängen, der selbst nach vielen Stunden das Gameplay angenehm unterstützt.
So weit, so gut, denn mit dieser Basis an soliden Eigenschaften hätte For the King ein grandioses Spiel werden können, doch wie sagt man so schön – hätte, hätte, Fahrradkette.
Ein Leben im Chaos

For the King bezeichnet sich selbst als eine Mischung aus Strategie, JRPG-Kampf und Roguelike, was an dieser Stelle vielleicht etwas zu viel gewollt ist, denn durch die fehlenden Züge der Gegner auf dem Spielbrett und den einfachen Gegenüberstellungen in den Kämpfen benötigt man für das Spiel nicht viel strategisches Denken. Klar kann man sich überlegen wie man den Chaos Malus, der das Spiel schrittweise schwerer macht, wieder wegbekommt oder welchen Gegner man sich als Erstes in einem Kampf vorknöpfen sollte. Das reicht für mich aber nicht, um sich eine strategische Spielkomponente auf die Brust zu schreiben.
Doch den größten Kritikpunkt habe ich in der Rollenspiel-Komponente gefunden, denn auch nach über 17 Stunden gemeinsamer Spielzeit ist es uns nicht gelungen die Charakterwerte, Würfelproben, Ausweichmanöver der Gegner und die Verteilung des Loots nachzuvollziehen. Da man keine Einsicht auf die gegnerischen Werte hat, wirken oftmals auch fast perfekt ausgewürfelte und trotzdem fehlgeschlagene Angriffe sehr willkürlich. In einer Partie ist ganze 5 Stunden lang keine einzige Waffe für unseren Straßenmusiker abgefallen, erst durch einen Händler in einer weit entfernten Stadt gab es endlich das lang ersehnte und wertesteigernde Instrument.
Wie bereits gesagt, es ist nicht alles schlecht an For the King, vor allem wenn man es gratis durch Promo-Aktionen wie zum Beispiel als Giveaway im Epic Games Store oder auf Prime Gaming bekommen hat. Hätte ich allerdings die 20 Euro in das Indiegame investiert, wäre ich am Ende doch enttäuscht gewesen.
Release Termin:
28. Februar 2017
USK:
ab 12 Jahren
Genre:
Rundenbasiertes Rollenspiel, Rogue-like
Spielzeit:
so lange es Spaß macht
Entwickler:
IronOak Games
Publisher:
Curve Digital
Erhältlich für:
PC
Switch
PlayStation 4
Mac
Linux
Fazit
For the King
For the King hätte ein verdammt gutes Spiel werden können, vor allem durch den 3-Spieler Koop-Modus. Leider macht es aber bis auf einen äußerst gut gelungenen Grafikstil nicht allzu viel richtig. Die entscheidenden Rollenspielelemente sind sehr überschaubar, das Taktieren ist so gut wie gar nicht vorhanden und das Rougelike, mit dem damit oftmals verbundenen Widerspielwert, hält sich eher in Grenzen. Wer das Spiel in einem Gratis-Giveaway bekommen hat, kann gerne mal mit seinen Freunden den ein oder anderen Abend das Spielbrett unsicher machen, da die kooperative Gruppendynamik einige Schwächen des Spiels durch gute Stimmung im Sprachchat wieder gutmachen kann. Nichtsdestotrotz bin ich mir sicher, das IronOak Games mit diesem Erstlingswerk noch wachsen wird und der nächste Titel sicherlich mehr überzeugt.
Pro
- schöner minimalistischer Grafikstil
- 3-Spieler Koop-Modus
- guter Soundtrack
- verschiedene Klassen
- freischaltbare Ereignisse und Gegenstände
- Ausrüstung ist am Charakter sichtbar
- abwechslungsreiche Gebiete
Contra
- Handlung nach wenigen Minuten vergessen
- Werte, Attribute und Fähigkeiten teilweise rätselhaft
- Koop-Modus ohne Vorkenntnisse nicht selbsterklärend
- Controller-Steuerung nur teilweise nutzbar
- Individualisierung des Charakters sehr begrenzt
- Oldschool-Menüs, kein Drag & Drop
- Deutsche Lokalisierung leider nur akzeptabel
- Spiel frisst viel Grafikleistung
Letzte Worte
-
Hätte, hätte, Fahrradkette!
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