Wer so viel Zeit wie ich vor seinen Bildschirmen verbringt, der braucht hin und wieder eine Pause, quasi Digital Detox, wie es die Fancy People da draußen nennen. Normalerweise finde ich etwas Entspannung beim Bau diverser Klemmbaustein Modelle, doch seit geraumer Zeit bin ich nun auf der Suche nach einer ebenbürtigen Alternative, die mir ebenso viel Spaß bereiten kann. Letztes Jahr bin ich auf die Gunpla Bausätze von Bandai Hobby gestoßen und ich muss sagen, ich habe meine neue Bastelleidenschaft gefunden.

Wer mit dem japanischen Science-Fiction-Setting der Gundam Mechas und den dazu passenden Gunpla noch nicht vertraut ist, dem haue ich hier jetzt ein paar wissenswerte Fakten auf die Glubscher:
- 1979 startete in Japan die Fernsehserie »Mobile Suit Gundam«
- Mobile Suits sind gigantische menschenähnliche Roboter-Kampfanzüge
- die feinteiligen Modelle gibt es in Japan bereits seit den 80er-Jahren
- Gundam Modelle nennen sich Gunpla, was sich aus den Wörten Gundam und plastic zusammensetzt
- Gunpla Bausätze sind in unterschiedlichen Qualitätsstufen erhältlich
- der Zusammenbau erfolgt ohne Klebstoff
- es gibt 3 gängige Maßstäbe: 1/144 (13 cm), 1/100 (18 cm) und 1/60 (30 cm)
Spätzünder Deutschland sucht Anschluss
Leider sind die Gunpla Bausätze von Bandai Hobby hier in Deutschland noch nicht wirklich angekommen und nicht jedes aktuelle Set ist hier erhältlich. Ich habe tatsächlich lange suchen müssen, bis ich ein passendes Einsteigermodell für mich gefunden habe, um die ersten Schritte in die japanische Mecha-Welt zu machen. Oftmals fehlen in den deutschsprachigen Online-Shops die detaillierten Beschreibungen, wie zum Beispiel: Umfang des Bausatzes, welche Teile farbig sind und welche mit Aufklebern verziert werden. Selbst so gravierende Dinge, welche besonderen Funktionen und Eigenschaften die Kampfroboter mitbringen, fehlen meistens sogar komplett. Schade eigentlich, denn Bandai Hobby hat für viele Modelle sehr schicke aufwendige Rendervideos und spannende Hintergrundgeschichten – man müsste sie einfach nur übersetzen.
Hintergrundgeschichte und Aufbau des Gunpla
Wie bereits beschrieben gibt es viele Hintergrundgeschichten über jede einzelne Figur, da sie aus bekannten Serien und Filmen stammen, doch man muss nicht alles wissen, um mit so einem Gunpla Bausatz Spaß zu haben. Der RX-93 VGundam (Real Grade) oder auch Nu Gundam stammt aus dem Film »Mobile Suit Gundam: Char’s Counterattack«, welcher sogar aktuell auf Netflix verfügbar ist. Gesteuert wird der gigantische Kampfanzug von Pilot Amuro Ray, der ihn durch den Second Neo Zeon Krieg manövriert, um gegen seinen Erzfeind Char Aznable anzutreten.
Schneiden, Feilen und zusammenstecken

So jetzt aber nun endlich zu diesem fantastischen Gunpla Bausatz aus dem Jahr 2019. Der RX-93 VGundam ist ein Real Grade Aufbau, welcher sich durch sein unglaublich detailreiches Exoskelett auszeichnet und extrem beweglich ist. Der Gunpla besteht aus ca. 100 Einzelteilen, die mit Hilfe eines feinen Seitenschneiders aus den Spritzgussbögen herausgeschnitten werden. Bei meinem Aufbau habe ich festgestellt, dass noch nicht einmal eine Feile von Nöten ist, wenn man ein professionelles Modellbauwerkzeug verwendet und parallel zu den Kontaktpunkten schneidet – manche Teile lösen sich auch fast schon von selbst aus der Verankerung.

Ich war sehr überrascht, wie feinteilig der Aufbau ist und von welch guter Qualität diese Bögen verarbeitet sind. Da für den Aufbau kein Kleber verwendet wird, müssen alle Teile perfekt ineinander passen und das war bei jedem noch so feinen Teil der Fall. Die Anleitung ist ähnlich aufgebaut, wie man es auch von den Klemmbausteinherstellern kennt. Es werden immer eine geringe Menge an Teilen für einen Bauschritt benötigt, die mit einzelnen Nummern und Buchstaben in den entsprechenden Bögen zu finden sind.
Volles Arsenal

Manche Bauschritte beinhalten sehr kleine Teile, welche selbst bei meinen kleinen Händen sehr fitzelig waren, doch da hilft hin und wieder das Verwenden einer feinen Pinzette, mit der sich die Teilchen leicht aufnehmen und sogar zusammenstecken lassen, wenn man genug Druck übertragen kann. Alle Gliedmaßen bei diesem Gunpla sind mit Kugelgelenken zusammengesteckt, sodass jede nur erdenkliche Pose später nachzustellen ist. Es gibt auch eine Aufnahme für einen Sockel, auf welchem auch fliegende Posen gut funktionieren, dieser ist aber leider nicht im Set enthalten.

Dieser detailreiche Gunpla besitzt genügend farbige Teile, um nicht extra noch bemalt zu werden. Dem Bausatz liegen auch mehrere Sticker bei, die ich aber für meinen Aufbau nicht verwendet habe. Einige Sonderteile wie das Schwert sind sogar in transparentem Kunststoff ausgearbeitet und verleihen dem Kampfanzug noch mehr Charme. Der X-93 VGundam bringt gleich mehrere Waffen mit: Schwert, Raketenwerfer, Gewehr und Schild, die sich je nach Geschmack mit unterschiedlichen Händen am Modell befestigen lassen. Die spezielle Schild/Missile-Rückenerweiterung namens Fin Funnel ist bei meinem Set etwas wackelig und auch der dadurch asymmetrische Aufbau macht die Balance beim Aufstellen etwas schwierig, aber der Gesamteindruck des 18 cm großen Gunpla ist tadellos.
Für den kompletten Aufbau als Gunpla Anfänger, inklusive der alternativen Waffen, habe ich zwei Abende gebraucht, was in etwa eine Gesamtbauzeit von 8 Stunden ergibt. An einer Stelle in der Anleitung habe ich mich leider auch noch verbaut, aber das Auseinandernehmen der bereits zusammengesteckten Teile ist überraschenderweise überhaupt kein Problem.

Ich bin froh, dieses neue Hobby gefunden zu haben und ich hoffe, ich kann euch dieses Jahr noch viele dieser genialen Figuren vorstellen, denn ich bin sowohl von der Beweglichkeit, der feinen Verarbeitung und dem Umfang überzeugt. Der RX-93 VGundam (Real Grade) stellt für mein Empfinden eine sehr gute Preisleistung dar und zeigt dank seines detailreichen Exoskeletts, was er so unter der Haube hat.
Kommentare 2