Als vor zwölf Jahren das erste Shadow of the Colossus am 14. Februar 2006 für die Playstation 2 in Deutschland erschien, gab es kein vergleichbares Spiel. Das Genre, welches heute eher als „Walking-Simulator“ bezeichnet wird, war geboren. Wobei Shadow of the Colossus weit mehr ist, als nur ein Spaziergang. Der Spieler wird in ein Märchen mit vielen Fragezeichen geworfen: Wer ist dieser Reiter und wo will er hin? Was hat es mit dem leblosen Körper auf sich, der über dem Pferd liegt? Was ist das für ein merkwürdiges Land voller gigantischer Bauwerke und eigenartiger Lebewesen? Trotz all dieser Fragen taucht man sofort in die einzigartige Märchenwelt von Shadow of the Colossus ein. Die wenigen, aber sehr gut inszenierten Charaktere, sprechen ihre eigene Sprache, die nur via Untertitel für uns verständlich ist. Die Spielwelt scheint auf den ersten Blick schon riesig, doch es gibt noch weitaus mehr zu erkunden, das wird einem aber erst nach mehrmaligem durchspielen bewusst.
Einfach Märchenhaft

Der junge und einsame Hauptprotagonist Wander reitet auf seinem Pferd namens Agro in ein verbotenes Land, um ein totes Mädchen, das er bei sich trägt, durch die Kraft der Götter wieder zu beleben – doch ein Leben zurückzuholen hat natürlich seinen Preis! Nachdem man eine kurze Sequenz, bestehend aus der weiten und abenteuerlichen Anreise von Wander auf seinem Pferd Agro sieht, legt Wander das leblose Mädchen in einem Tempel auf den Altar. Kaum geschehen, geht die Reise durch das unbekannte Land auch schon los.
Der Weg ist das Ziel

Der Tempel, in dem der leblose Körper auf dem Altar ruht, dient als Ausgangspunkt unserer Reise. Hier teilt uns eine übernatürliche Stimme aus dem Oberlicht des Tempels mit, wir sollen 16 Kolosse bezwingen, um mit der Kraft der Götter, das Leben des Mädchens mit dem Namen Mono wieder herzustellen. In der Tempelanlage befinden sich 16 Steingötzen die uns schon ein klein wenig über die Form und Eigenschaften der einzelnen Kolosse verraten. Um den jeweiligen Koloss in der riesigen Spielwelt zu finden, muss man das mitgeführte Schwert im Sonnenlicht in den Himmel strecken. In der Richtung, in der der Koloss zu finden ist, bündelt sich der am Schwert reflektierende Lichtstrahl und wird zu einem klaren Richtungsweiser.
Klettern für einen guten Zweck

Ist der Spieler dem Lichtstrahl gefolgt, wird er am Ende der Lichtbrechung auf einen der 16 Kolosse treffen. Diese gigantischen Wesen haben die unterschiedlichsten Formen und Fähigkeiten und scheinen auf den ersten Blick friedlicher Gesinnung zu sein. Um die Riesen zu erklimmen, benötigt man die verschiedensten Taktiken, zum Beispiel einen gezielten ballistischen Schuss mit dem Bogen auf die Unterseite der Füße oder durch Anlocken an eine bestimmte Position, um dann im richtigen Moment auf den Koloss zu springen. Die Kolosse haben mehrere Schwachpunkte, die bei Annäherung zu leuchten beginnen. Der Protagonist Wander muss diese erreichen, um dort sein Schwert in den Koloss zu rammen. TIPP: Findet man die Schwachpunkte des Giganten nicht auf Anhieb, hilft auch hier wieder die Navigation via Lichtstrahl durch das Schwert.
Riesiges Mitleid

Sobald Wander einen der Kolosse besiegt hat, bricht dieser zusammen und die Energie die ihn angetrieben hat, geht auf den Spieler über. Wenn er die gesamte dunkle Kraft aufgesogen hat, wird er wie durch ein Wurmloch gesaugt und befindet sich wieder am Ausgangspunkt, dem Tempel mit dem toten Mädchen. Dort bricht genau der Steingötze in sich zusammen, der dem Ebenbild des gerade besiegten Kolosses entspricht. Durch jeden Sieg über einen Koloss wird der Spieler mit mehr Ausdauer belohnt, die sich positiv auf sein Klettertalent auswirkt.
Es gibt viele kritische Stimmen zur Steuerung, ich mag diese so wie sie ist und sehe hier die Herausforderung im Spiel. Bei Shadow of the Colossus braucht man ein Gefühl für das richtige Timing und die Ausdauer seiner Spielfigur. Wer vor einem Kampf die Kolosse etwas genauer betrachtet, wird feststellen, dass diese erst blaue Augen haben und friedlicher Natur sind. Erst nach der ersten Attacke färben sich ihre Augen rot und sie fangen an sich zu wehren. Da stellt sich die Gewissenfrage: Sind wir als Spieler der Böse oder sind es doch die Kolosse?
Kompliment an die Entwickler




Um Euch ein paar Screenshots von der Version aus 2006 im Vergleich zu 2018 zu zeigen, hatte ich überlegt meine Playstation 2 mit Shadow of the Colossus anzuschließen, doch die Entwickler haben genau das als freispielbare Extras im Spiel integriert. Schönes Feature!
Alt aber Oho!
Eine Kleinigkeit habe ich dann doch noch gefunden, die mir früher besser gefallen hat. Warum hat man sich bei diesem Meisterwerk nur so wenig Mühe mit der Verpackung gegeben? Das damalige Verpackungsdesign von Shadow of the Colossus war ein Schuber aus Karton mit mehreren Artwork-Postkarten und einer farbigen Spielanleitung. Ich hoffe noch auf eine würdige Sammleredition in der Zukunft, die auch Fans wie mich erfreut.
Release:
Februar 2018
USK:
ab 12 Jahren
Genre:
Action-Adventure
Spielzeit:
ca. 16+ Stunden
Entwickler:
Bluepoint Games
Publisher:
Sony Interactive Entertainment
Erhältlich für:
PlayStation 4
Fazit
Shadow of the Colossus (2018)
Ich denke, das Gefühl kennt jeder!? Da wird etwas neu aufgelegt, was einem sehr am Herzen liegt und der erste Gedanke ist - „BITTE NICHT, DAS KANN NICHT GUT GEHEN!“ Doch das Entwicklerstudio Bluepoint Games hat hier fantastische Arbeit geleistet und das Meisterwerk mit dem nötigen Respekt behandelt. Der Sound und die detailreiche Ausarbeitung der Kolosse ist der absolute Wahnsinn und lassen die Welt rund um das sagenhafte Märchen wie nie zuvor erstrahlen.
Pro
- fantastische Spielwelt
- abwechslungsreiche Kolosse
- super Soundtrack
- emotionale, minimalistische Geschichte
Contra
- für manche Spieler zu leer
Letzte Worte
-
Einfach Märchenhaft
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