Nur sechs Monate trennen die Vorgeschichte von den neuen Ereignissen in A Plague Tale: Requiem. Die Familie de Rune, bestehend aus Amicia, Hugo und Mutter Béatrice, zieht mit dem gemeinsamen Freund und Alchemielehrling Lukas durch Südfrankreich. Verzweifelt suchen sie ein Heilmittel gegen die Makula, eine mysteriöse Blutkrankheit, die den kleinen Hugo immer mehr und mehr verschlingt. Überall, wo Hugo eine kurze Zeit verweilt, tauchen Hunderte oder gar Tausende Exemplare von alles vertilgenden Ratten auf. Wird die Familie de Rune diesmal die rettende Arznei finden oder gibt es vielleicht ein anderes Wundermittel gegen diese grausame Rattenplage?


A Plague Tale: Requiem ist vom französischen Studio Asobo. Dieses Studio mit Sitz in Bordeaux hat ein äußerst spannendes und vor allem abwechslungsreiches Spiele-Line-Up zu bieten. Zu den bekanntesten Titeln des Studios neben den beiden Plague-Tale-Spielen gehören diverse Disney-Spieleproduktionen, The Crew von Ubisoft, Fuel von Codemasters und der aktuelle Flight Simulator von Microsoft.
HINWEIS: »Bitte wundert euch nicht, wenn diesmal die Bildqualität meiner Screenshots stark schwankt. Ich hatte mit meinem PC-Setup deutliche Performance-Probleme in A Plague Tale: Requiem. Nach ungefähr 2-3 Stunden Spielzeit, in den empfohlenen Grafikeinstellungen ist mir das Spiel immer wieder abgestürzt, so das ich auf die Cloud-Version im Xbox Game Pass Ultimate ausgewichen bin.«
Eine Geschichte richtig erzählen

Es schmerzt zu sehen, was aus der zweiten Geschichte von Amicia und Hugo geworden ist. Zwar glänzt A Plague Tale: Requiem in Sachen Optik und ist wohl das Eye-Candy-Spiel 2022, welches obendrein noch einen fantastischen mittelalterlichen Charme versprüht, jedoch sind das fast schon alle Highlights des neuen Abenteuers, zumindest in der deutschen Synchronisation.
Genau diese deutsche Vertonung zerstört immer wieder die Immersion der gut erzählten Geschichte. Dies geschieht allzu oft durch unpassende Stimmungsschwankungen in der Aussprache der Dialoge. So wird zum Beispiel eine traurige und feinfühlige Szene durch einen unpassenden fröhlichen Satz »Na dann mal weiter« beendet. Hin und wieder wirkt das so merkwürdig, dass es fast in Slapstick ausartet und ungewollt lustig ist.
Mein Tipp: Einfach die englische Synchro in Kombination mit deutschen Untertiteln einstellen und schon fügt sich die stimmungsvolle Geschichte passend zu den bezaubernden und oftmals auch ekelerregenden Umgebungen ein.
Hier drückt das mittelalterliche Schuhwerk

Leider schwächelt der Nachfolger von A Plague Tale: Innocence noch an weiteren Stellen, denn das Schleichen, wie es im ersten Teil zelebriert wurde, ist nun durch die oftmals alles sehenden Gegner unmöglich. Dazu gesellt sich noch die fürchterliche Einwegmesser-Mechanik, die ein Messer nach einer einmaligen Verwendung unbrauchbar macht und dazu kommt, dass diese handlichen Klingen zu den seltensten Beuteobjekten im Spiel gehören und obendrein auch als Hebelwerkzeuge zum Öffnen der seltenen Werkbänke dienen.
Amicia oder doch eher Amnesia?

Wer den Vorgänger gespielt hat, kennt die unglaubliche Leidensgeschichte der Geschwister, die sich bereits der Inquisition widersetzt, erfolgreich die Plage bekämpft und zahlreiche Widersacher bezwungen haben. Da könnte man schon davon ausgehen, dass sich Amicia und Hugo in ihrem neuen Abenteuer aufgrund ihres Erfahrungsschatzes weitaus cleverer verhalten sollten, doch es ist genau das Gegenteil, denn die beiden Geschwister sind jetzt wehleidiger denn je.
Gefühlt bei jedem Kampf ums nackte Überleben mit gegnerischen Spielfiguren, jammern und ermahnen sich Hugo und Amicia hinterher gegenseitig »so etwas Böses« nie wieder zu tun. Moralvorstellungen in allen Ehren, aber würden sich die beiden nicht gegen ihre Angreifer wehren, wäre das Abenteuer ganz schnell zu Ende. Hier vermisse ich eine funktionierende Spielmechanik, die es ermöglicht, den moralischen Vorstellungen der Geschwister zu entsprechen, wie zum Beispiel Gegner zu betäuben und zu umgehen.
Unerfahren statt kampferprobt

Die Schwäche der Protagonisten spiegelt sich leider auch in den Kampfszenen wieder, bei denen Amicia scheinbar auch ihre Vorgeschichte vergessen hat. Wir lernen alles erneut, wirken überrascht über die Kunst der Alchemie, die uns unser Freund Lukas immer wieder spontan zuspielt. Wir sind also keinen Deut besser oder abgebrühter als im sagenhaften ersten Teil A Plague Tale: Innocence. Wieder besteht unsere Hauptaufgabe darin, äußerst aufmerksame Gegner geschickt abzulenken, um heimlich still und leise an ihnen vorbei zu schleichen. Wenn das wenigstens immer funktionieren würde.
Release Termin:
18. Oktober 2022
USK:
Ab 16
Genre:
Action-Adventure, Stealth
Spieltyp:
Einzelspieler
Entwickler:
Asobo Studio
Publisher:
Focus Entertainment
Erhältlich für:
PC
Xbox Series
PlayStation 5
Switch
Fazit
A Plague Tale: Requiem
Was ist hier nur schief gelaufen? Der Vorgänger namens A Plague Tale: Innocence hatte zwar bei weitem nicht diese prächtige Grafik, doch die präsentierte Geschichte war pures Gold wert. Immer wieder durfte man sich durch abwechslungsreiche Rätsel knobeln und eine Reihe an Mitstreitern kennen lernen, die einem im Laufe der Geschichte an Herz wuchsen. Davon spüre ich in A Plague Tale: Requiem überhaupt nichts mehr. Es wird weder auf die Vorgeschichte eingegangen, noch gibt einem das Spiel das Gefühl das sich die Hauptprotagonisten weiterentwickelt haben. Stattdessen quetschen wir uns zum x-ten Mal durch einen engen Spalt in irgendeiner Wand, rollen immer wieder dieselben Karren durch die Landschaft, um an höher gelegene Orte zu gelangen, die vielleicht sogar durch einen hohen Sprung erreichbar wären, und werden tatsächlich über die gesamte Spiellänge von denselben drei Gegnertypen genervt, die alle das gleiche Kopfmodell abbekommen haben. Ich kann verstehen, dass eine so aufwendige Produktion in der Pandemie keine einfache Aufgabe war, doch da wäre sicherlich noch deutlich mehr möglich gewesen.
Pro
- wunderschöne Grafikpracht
- sehr gute englische Synchronisation
- spannende Geschichte mit atemberaubenden Schauplätzen
- versteckte Sammelobjekte abseits der Hauptrouten
- Sammelobjekte können als Accessoire ausgestattet werden
- gute Logikrätsel
- Charaktere reagieren wie im Vorgänger auf die Aktionen der Spieler
- günstigerer Release-Preis
- drei Schwierigkeitsgrade inklusive Modus, bei dem wir unbesiegbar sind
Contra
- aggressive Gegner machen das Schleichen fast unmöglich
- Amicia wurde von einer tapferen Kriegerin zur weinerlichen Begleitfigur
- Spiel verlangt oftmals einen bestimmten Lösungsweg
- extrem Hardwarehungrig
- zu viele Copy & Paste Gameplay-Elemente
- individueller Spielstil nahezu unmöglich
- nervige Einwegmesser-Mechanik
- deutsche Synchronisation mit deutlichen Schwächen
- immer die drei gleichen Gegnertypen samt identischer Gesichter
- optisch unangenehme weiße Kapitel- und Szenenladebildschirme
Letzte Worte
-
Abgesehen von der wunderschönen Spielgrafik gelingt es dem Nachfolger bei weitem nicht dem ersten Teil von 2019 das Wasser zu reichen.