Als ich die ersten Bilder und Trailer zum Action-Adventure Atlas Fallen gesehen habe, dachte ich mir: »Dieses Game schaut fantastisch aus, das muss ich unbedingt spielen!« Als das Testmuster dann bei mir eintraf, wollte ich mich sofort in das besagte Wüstenreich stürzen, doch das Spiel hatte erst einmal andere Pläne. Was ich in meinen knapp 30 Stunden Spielzeit in Atlas Fallen erlebt habe und welche Stärken und Schwächen die beeindruckende Spielwelt zu bieten hat, zeige ich euch hier in meinem ausführlichen Testbericht. Viel Vergnügen!
Genrevielfalt aus Deutschland
Das bekannte Entwicklerstudio Deck13 Interactive hat seinen Sitz in Deutschland, genauer gesagt in Frankfurt am Main. Zu den erfolgreichsten Spielen gehören unter anderem Titel wie The Surge, Venetica und Ankh, von denen ihr sicherlich schon einmal gehört habt. Auch für Atlas Fallen wurde erneut die hauseigene FLEDGE Engine verwendet, die auch diesmal wieder für ein flüssiges und sehr schön anzuschauendes Spielerlebnis sorgt.

Vom Sandalenträger zum Helden
Atlas Fallen erzählt eine Geschichte über einen namenlosen Arbeiter, der durch Zufall in den Besitz eines sehr mächtigen Artefakts gelangt, das Gauntlet. Mithilfe dieses Handschuhs, in dem ein Teil des Gottes Nyaal schlummert, kann vielleicht endlich das Gleichgewicht der Wüste wiederhergestellt und die unerbittliche Herrschaft der 1000-jährigen Königin zu Fall gebracht werden.
Auf der Reise durch das Wüstenreich mit seinen verschiedenen Wüstenregionen stellen wir Schritt für Schritt das volle Potential des Handschuhs wieder her. Dabei kämpfen wir gegen mächtige Sandwesen, die uns nur allzu gerne unter sich begraben wollen – alles unter dem niemals ruhenden Auge des Wächters der Wüste.

Kein Sand im Getriebe!
Atlas Fallen verzaubert mit tollen Open-World-Gebieten und überzeugt vor allem in Sachen Fortbewegung. Das absolut gelungene Sandsurfen, bei dem wir flott über den Sand gleiten, lässt die bequeme und durchaus zeitsparende Schnellreisefunktion ziemlich alt aussehen. Auch die Bewegungen in der Luft fühlen sich bereits nach den ersten Weitsprüngen sehr intuitiv an, was das Klettern und Erkunden in den großen Arealen mit ihren hohen Felsformationen noch unterhaltsamer gestaltet.

Nicht den Kopf in den Sand stecken
Die Geschichte mitsamt des düsteren Startareals beginnt zwar sehr träge und könnte einige Spieler*innen sogar abschrecken das Spiel überhaupt zu spielen, kommt aber schnell in Fahrt, sobald wir im ersten großen Gebiet mit all seiner Grafikpracht ankommen.
Alle Gespräche wurden aufwendig vertont. Die erstklassigen deutschen Synchronsprecher*innen sorgen für harmonische Monologe, denen man gerne lauscht. Kommt es jedoch zu einem Dialog, wirken die Gespräche leider von der Betonung oftmals so, als würden die Charaktere aneinander vorbeireden, was sehr schade ist.

Wo ist die Heilung?
Die Gegner und Bosse sind gut konstruiert, da sie unterschiedliche Angriffszonen und Schwachstellen bieten, die am Ende eines Kampfes sogar noch extra Materialien abwerfen. Leider sorgt die überbelegte Steuerung auf dem Controller für häufigen Frust im Kampf, da zum Beispiel die Heilung nur funktioniert, wenn der linke untere Trigger zusammen mit einer der normalen Tasten gedrückt wird.
Noch anstrengender wird es sobald mehrere Gegner zusammen angreifen, da die Zielerfassung leider nicht so richtig mitspielen möchte. Da schlägt unser Charakter schon mal komplett in die falsche Richtung oder wir treffen unseren Angreifer blind, da die Kamera nicht schnell genug oder gar nicht auf unser Ziel wechselt.

Endlich mal nicht wie Sand am Meer
Die Spielwelt wirkt in sich stimmig und weckt mit ihren vertikalen Ebenen und der sagenhaften Weitsicht schon von Beginn an den Entdecker in uns. Das Kampfsystem mit der editierbaren Momentum-Leiste, bei der wir freigeschaltete Essenzsteine einsetzen dürfen, bringt die nötige Abwechslung in den Charakterausbau. Die Steine ermöglichen neue Kampf- und Heilungsfertigkeiten oder lassen schneller Momentum generieren.
Ebenfalls interessant ist dabei, je weiter wir im Kampf diese Leiste füllen, desto mehr Schaden teilen wir aus, werden wir jedoch in dieser Phase getroffen, stecken wir auch mehr Schaden ein. Bei jedem Drittel der Leiste können wir dem Gegner einen starken Zerschmetterangriff entgegensetzen, der den Angreifer einfriert und dessen Aktionen unterbricht.

Mehr Action-Adventure als Rollenspiel
Eine meiner liebsten Figuren im Spiel und eine besonders gut gelungene Idee ist für mich der reisende Händler, der uns immer wieder unterschiedliche Artefakte je nach Marktlage zu einem etwas besseren Preis abkauft. Den Händler erkennt man bereits in der Ferne anhand seines Papierdrachens, welcher stetig über ihm schwebt, sobald er sein Lager aufschlägt. Gesprochen wird die Figur übrigens vom bekannten Synchronsprecher Oliver Rohrbeck, der unter anderem seine Stimme Justus Jonas leiht, einem der drei Detektive aus den Drei Fragezeichen Hörspielen.
Mit jeder Aufwertung unserer gesammelten Rüstungen erhalten wir zeitgleich immer einen Perk-Punkt, mit dem sich weitere passive Fähigkeiten freischalten lassen, wie zum Beispiel: Mehrere Essenzsteine einer Farbe in der Momentum-Leiste stärken unsere Attribute zusätzlich.

Natürlich gibt es auch jede Menge Nebenquests, die teilweise noch mehr über die Wüstenwelt verraten oder neue Rüstungen und Essenzsteine freischalten. Es lohnt sich also, die wunderschön gestaltete Spielwelt abzusurfen.
Release Termin:
10. August 2023
USK:
Ab 12
Genre:
Action-Adventure
Spieltyp:
Einzelspieler, 2-Spieler-Koop
Entwickler:
Deck13 Interactive
Publisher:
Focus Entertainment
Erhältlich für:
PC
PlayStation 5
Xbox Series
Fazit
Atlas Fallen
Nach knapp 30 Stunden Spielzeit in »Atlas Fallen« bin ich hin und her gerissen, was mein Fazit zu diesem Spiel betrifft. Zum einen bin ich total begeistert von den großen wüstenartigen Open-World-Gebieten und wie wir Spieler*innen uns dort frei bewegen können. Es macht wahnsinnig viel Spaß, durch den Sand zu surfen und mit Mehrfachsprüngen durch die Lüfte zu fliegen. Ich mag das Gegnerdesign und die Idee mit der veränderbaren Momentum-Leiste, mit der wir aktive und passive Fertigkeiten im Kampf aktivieren können. Doch mit der überbelegten Steuerung auf dem Controller kann ich mich überhaupt nicht anfreunden. Warum wurde die wichtige Heilungstaste hinter einer Tastenkombination aus Trigger und Button versteckt? Ebenso sind die Karten der einzelnen Gebiete sehr schwer zu lesen, da der Kontrast der Symbole zum Untergrund viel zu gering ist. Die deutsche Synchronisation mit bekannten Sprecher*innen ist schön anzuhören, doch viele Gespräche mit normalen NPCs in den Nebenquests wirken von der Betonung aneinander vorbeigeredet. Es sind leider die vielen kleinen Ungereimtheiten, die dem Spiel am Ende den Erfolg rauben. Schade eigentlich, denn die beeindruckende Spielwelt hat etwas ganz Besonderes an sich.
Pro
- Sehr schön gestaltete Open World
- Vier große Gebiete voller Aktivitäten
- Sandsurfen macht Spaß und bringt Sportspiel-Feeling
- Spannende Kämpfe
- 2 Spieler Koop-Modus
- Beeindruckende Weitsicht
- Gutes Kampfsystem mit guten Kontermöglichkeiten
- Reisender Händler bietet Boni auf spezielle Verkäufe
- Sehr viele Ausbaumöglichkeiten für Skillungen
- Stimmiger Soundtrack
- Sehr gute und bekannte deutsche Synchronsprecher*innen
Contra
- Die ersten 20 Minuten sind leider schwach
- Steuerung auf dem Controller überbelegt
- Die automatische Zielerfassung funktioniert nicht gut
- Spielfigur richtet sich für Interaktion immer erst am Objekt aus
- Einige Spielelemente und Menüs leider nicht intuitiv
- Markierungen auf der Karte schwer zu erkennen
- Dialoge wirken teils aneinander vorbeigesprochen
Letzte Worte
-
Durch den Sand zu surfen hat noch nie so viel Spaß gemacht.
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