Willkommen zu DIRT 5, jetzt wird es bunt, laut und der digitale Dreck fliegt uns in Form von Schnee, Schlamm und Schotter nur so um die Ohren. Der Arcade-Rally-Racer bietet gut designte Strecken rund um den Globus mit unterschiedlichsten Fahrzeugen und Disziplinen. Einmal brettern wir mit einem Rally-Klassiker durch einen Steinbruch und das andere Mal driften wir mit einem Sprint Car über einen staubigen Ovalkurs. Sogar komplizierte Trailstrecken lassen sich mit Rock Bouncer-Buggys erklimmen und wer es richtig schmutzig mag, darf sich in einen Mud-Truck setzen und mit den schaufelartigen Reifen durch den Schlamm wühlen.

Was mir sehr gut gefällt ist die Konstruktion der Strecken mit ihren krassen Höhenunterschieden und scharfen Kurven, denn da ist vorausschauendes Fahren und ein Gefühl für das jeweilige Fahrzeug, mit seiner Trägheit, von Nöten. Doch bereits hier würde ich mir etwas mehr Detail wünschen, so dass unsere Fahrzeuge bei starken Steigungen doch deutlich mehr an Geschwindigkeit verlieren oder wir mit einem niedrigeren Gang den Motor richtig aufheulen lassen. Apropos Sound, der geliebte Fahrzeugsound, wenn man z.B. mit einem übermotorisierten Auto durch einen Tunnel fetzt, bleibt leider auch aus.
Leider kann auch die versprochene Karriere in der Testversion nicht glänzen, denn bis auf ein paar Kommentare der beiden Sprecher, ist diese nicht mehr als nur ein kleines Hörspiel zu den freigeschalteten Rennstrecken und Disziplinen. Hier hätte es bereits eine kurze Zwischensequenz mit einem Rennfahrer getan, oder eine begehbare Garage mit mehreren Fahrzeugen, um etwas mehr Bezug zu den Umgebungen und zu seinem vielleicht mühevoll selbst lackierten Fuhrpark zu bekommen. Wiederum schön zu sehen, dass uns die Karriere die Wahl lässt, welche Rennen wir fahren und welche wir auslassen, denn nicht jeder kann sich für das trickreiche Gymkhana begeistern. Neben den normalen Events warten auch sogenannte Throwdown-Rennen (Duelle) auf uns, die sich aber leider nicht wirklich von den normalen Rennen unterscheiden.
Hohe Frames Per Second, aber zu welchem Preis?

Es stimmt mich traurig, denn der Funke wollte bei mir nicht so richtig überspringen, obwohl wir mit unseren Rennsemmeln in DIRT 5 nicht nur blitzschnell durch die Pampa brettern, sondern dank neuer Generationen auch die Frames Per Second-Grenze von 30-60 fps weit hinter uns lassen. Meine Testversion lief tatsächlich mit rund 100 fps im Durchschnitt, allerdings erst, sobald ich das Fahrerfeld von 11 weiteren Teilnehmern hinter mir gelassen hatte. Vielleicht hat man aus Performance-Gründen auf eine schön texturierte Umgebung verzichtet, aber fernab von guten Spiegelungen in den Pfützen und auf den Fahrzeugen, ist DIRT 5 leider keine Augenweide. Einfache Gebäude, Lichteffekte und Copy-Paste-Bäume pflastern das Umfeld der Rennstrecken – das fällt nicht immer auf, aber haben wir uns erst einmal an die Spitze des Feldes gekämpft, werden diese Schwächen deutlich sichtbar. Komisch finde ich auch die teilweise seltsamen Lichtverhältnisse im Spiel, die DIRT 5 manchmal in einen monotonen Texturbrei verwandeln, in dem man weder Strecken- noch Wagendetails gut erkennen kann.
Es muss nicht immer Simulation sein!

Der Ursprung von DIRT liegt bekanntlich in der Colin McRae Rally Serie, damals als solide Rally Simulation auf allen Plattformen bekannt. Heute ist nicht mehr so klar, wofür die DIRT-Reihe steht. Einmal haben wir es mit einer Rally Simulation wie in DIRT Rally oder DIRT 4 zu tun, und ein anders Mal düsen wir in DIRT 3 und DIRT Showdown mit knallbunten Flitzern im Arcade-Style über Pisten und Rennstrecken. Einfach ist das nicht für den Endverbraucher, da nicht jeder gerne eine Simulation spielt oder andere eben genau nach diesem Genre suchen. Schön wären hier zwei verschiedene Marken, die uns Spielern direkt verrät, worauf wir uns freuen dürfen.
AA, CS oder doch lieber SB?

Weder Batteriegrößen, noch Counter Strike oder die gute alte Selbstbedienung sind hier gemeint, dies sind die Buchstabenkürzel für das Handling und die Performance des Fahrzeugs. Dazu gibt es noch ein paar Werte wie Gewicht, PS, Antriebsart und Drehmoment, doch ob sich diese tatsächlich auf das Fahrverhalten auswirken, kann ich Euch selbst nach 6 Stunden Spielzeit nicht verraten. Man wählt, was gefällt und nicht unter den Wert B geht. Es gibt leider auch keine Möglichkeit, diese Rennattribute anzupassen, so das man zum Beispiel als Subaru-Fan gezwungen ist, auf nicht so favorisierte Marken umzusteigen, da die Werte einfach nicht mit anderen Fahrzeugen mithalten können.
Ebenso ärgerlich ist es, mit einem LED/Laser-Lichtleisten bestückten Rallyefahrzeug über eine dunkle Rennstrecke zu bügeln, ohne Kontrolle auf die Scheinwerfer zu haben, denn die Scheinwerfer bleiben so lange aus, bis das Spiel es für richtig hält sie anzuwerfen – gut, dass wir unsere Monitore heller stellen können. Die Auswahl der Sponsoren, mit denen wir unser Fahrzeug tapezieren dürfen und Boni, wie mehr Geld und neue Sticker, bringen leider ebenfalls nicht den nötigen Drive, um DIRT 5 hier noch aus dem Seitengraben zu hieven.
Gymkhana-Sandkasten zum selber bauen

Zuletzt noch einen finalen Blick auf den Streckeneditor von DIRT 5 geworfen, denn der ist neben all den ärgerlichen Kleinigkeiten ein großer Pluspunkt des Spiels. Hier lassen sich relativ schnell spaßige Strecken für einen Rennabend mit Freunden zusammen basteln, denn hier trifft die Kreativität auf eine Mischung aus Ken Block Gymkhana und Trackmania-Wahnsinn. Die eigens erstellten Strecken können auch für andere Spieler hochgeladen werden, oder wir bedienen uns an der bereits sehr guten Streckenauswahl von anderen Spielern. Im Mehrspielermodus gibt es Partyspiele (Capture the Flag) und normale Rennen, die sowohl online als auch im Splitscreen gegeneinander gespielt werden können, wobei das frickelige Lobby-System sehr zu wünschen übrig lässt und mich davon abhielt, nur ein einziges Rennen mit anderen Fahrern zu bestreiten.
UPDATE: Codemasters hat bereits jetzt schon zwei Patches veröffentlicht, welche die nervigen Abstürze und die starken Performance-Einbrüche beseitigen.
Release Termin:
6. November 2020
USK:
ab 6 Jahren
Genre:
Rennspiel
Spielzeit:
Karriere: ca. 6 Stunden
Playground: So lange der Spaß anhält
Entwickler:
Codemasters
Publisher:
Codemasters
Erhältlich für:
PC
PlayStation 4/5
Xbox One
Xbox Series
Google Stadia
Fazit
DIRT 5
Ich finde es bedauerlich so über DIRT 5 berichten zu müssen, da ich die Spiele von Codemasters sehr gerne mag und egal, ob es sich um ein F1, GRID oder die alten DIRT Spiele handelt, der Spaß war immer garantiert. Vielleicht liegt es auch an der Pandemie, die so einen Release nicht gerade einfach gestaltet oder doch an den Umständen, ein neues Spiel auf allen Plattformen spielbar zu machen. Dennoch würde ich mir wünschen, dass Codemasters seine Rally-Spiele genauer definiert, so dass jeder sofort erkennt, ob es sich um einen Arcade-Racer oder eine Rennsimulation handelt. DIRT 5 ist für ein paar kurze Rennen unter Freunden sicherlich keine schlechte Wahl, aber dann nicht zu diesem hohen Release-Preis. Vielleicht schaffen es auch die kommenden Updates und Patches dem Spiel noch den nötigen Feinschliff zu geben, aber ich werde meine Version erst einmal wie einen guten Wein oder Käse reifen lassen.
Pro
- 10 komplett unterschiedliche Schauorte mit zahlreichen Rennen
- sehr viele verschiedene Fahrzeuge und Fahrzeugklassen
- dynamisches Wetter-, Tag- und Nachtwechsel
- super Soundtrack mit bekannten Interpreten
- Splitscreen- und Online-Koop
- Playground Streckeneditor
Contra
- Karrieremodus nur ein Hörspiel
- blinde Rück- und Seitenspiegel
- keine Tuning-Optionen
- Beleuchtung im Spiel wirkt eigenartig
- Fahrhilfen bringen kaum Unterschiede
- schwache Texturqualität
- schwacher Sound
- Spiel stürzt regelmäßig ab
- keine dedizierte Mehrspieler-Lobby
- Vollpreistitel
- Steuerung für Controller ausgelegt
Letzte Worte
-
Wo ist der Schalter für die Scheinwerfer!?