Willkommen in Rumänien Gruselfreunde! Drei Jahre nach dem Horror-Erlebnis in Louisiana und der äußerst bissigen Familie Baker hat sich das Ehepaar Mia und Ethan Winters in Europa niedergelassen. Für alle, die RE7 nicht gespielt haben, gibt es zu Spielbeginn die Möglichkeit, einen kurzen Rückblick anzusehen, der nochmals alle Fakten zusammenfasst, sodass man auch problemlos quer in die Spielreihe einsteigen kann. Jetzt aber aufgepasst und zurück nach Osteuropa! Gemütlich in einem kleinen und kuscheligen Häuschen im Nirgendwo verarbeitet die junge Familie Winters ihrer Erlebnisse der Vergangenheit und konzentriert sich voll und ganz auf die Erziehung ihrer frisch geborenen Tochter Rose.
Wir schlüpfen in die Rolle von Ethan Winters und unsere erste Aufgabe besteht darin, die kleine Rose in ihr Bettchen zu bringen und was auf dem Weg durch das gemütliche Haus direkt auffällt, der Detailreichtum der einzelnen Räume, die warme Beleuchtung und das atmosphärische Spiel aus Licht und Schatten – doch warum zum Teufel sind denn hier alle Spiegel abgehängt?

Nachdem Rose brav in ihrem Bettchen schlummert, geht es zurück ins Wohnzimmer. Als wir Mia dort antreffen und erneut die Vergangenheit auf den Tisch kommt, werden wir beide plötzlich mit einem hereinbrechenden Kugelhagel überrascht – die gezielten Schüsse durchbohren die Einrichtung und treffen Mia mehrmals am Oberkörper – es ist ein Blutbad! Eine Spezialeinheit, angeführt von Chris Redfield, stürmt herein, schnappt sich Baby Rose und lässt Mias Leiche und Ethan in einen kleinen Van verfrachten, der vor dem Anwesen wartet. Was zur Hölle ist hier los? Bevor wir uns das als Ethan fragen können, fallen uns leider die Augen zu. Als wir wieder zu uns kommen, liegen wir blutverschmiert neben dem Van, der scheinbar von der Straße abgekommen ist, doch keine Spur von Rose, Chris oder unserer toten Ehefrau.
Wer ist hier der Dorftrottel?

Ein mit toten Raben gespickter Weg führt uns geradezu auf ein verlassenes Dorf, welches der neue namensgebende Schauplatz des achten Teils der Resident-Evil-Reihe ist. Doch der erste Eindruck täuscht von wegen Verlassen – es wimmelt von werwolfartigen Kreaturen, die nicht nur genauso bissig wie die üblichen Zombies der Resident-Evil-Teile sind, diese auf zwei und vier Beinen daher eilenden Nager sind deutlich agiler als die bleichen Stadtbewohner aus den Vorgängern. Auf der Suche nach der kleinen Rose grasen wir jeden erdenklichen Winkel dieser gruseligen Einöde ab. Immer wieder stoßen wir auf neue schauderhafte Kreaturen, deren Ursprung wir bis zum Ende nur erahnen können.
In ganz klassischer Resident-Evil-Manier, doch wieder aus der Ego-Perspektive ballern, rätseln und schleichen wir durch die gut gestaltete Spielwelt in Rumänien. Mit den dabei gesammelten Lei (Währung) und Wertgegenständen lassen sich bei dem immer wieder auftauchenden Händler Namens Duke neue Waffen und Munition kaufen. Unsere Lebensenergie und die Schadensreduktion beim Blocken von Angriffen lässt sich hier ebenfalls verstärken, sobald wir die richtigen Nahrungsmittel für einheimische Spezialitäten anliefern.
Tipp: Sobald der Bereich Feinkost freigeschaltet ist, könnt Ihr erlegte Zutaten wie Wild, Geflügel, Fisch oder Fleisch dem Duke jederzeit übergeben. Das macht durchaus Sinn, auch wenn noch nicht alle Zutaten für ein Rezept vollständig sind, denn so nehmen diese erbeuteten Nahrungsmittel keinen kostbaren Platz in Eurem Inventar weg.

Ethan Winters, so wie wir ihn im Kampf gegen die Bakers kennengelernt haben, gibt es nicht mehr, denn der damals naive Zivilist hat sich dank militärischer Ausbildung nun zu einem zielstrebigen Einzelkämpfer weiterentwickelt. Seine neue Geschicklichkeit im Umgang mit dem umfangreichen Waffenarsenal und seine Abgebrühtheit gegenüber den neuesten Ereignissen macht Resident Evil Village zu einem actiongeladenen Horrorabenteuer, in dem es mir oftmals passierte, das Ethan das aussprach, was mir selbst in dieser Situation durch den Kopf ging.
»… our princess is in another castle!«

Die sarkastischen, humorvollen Einwände von Ethan in oft brenzligen Situationen helfen ihm zwar nicht bei seiner verzweifelten und stoischen Suche nach Rose, doch dieses kleine Detail von Ethans neuem Charakterzug lässt uns grübeln, wie die bereits erwähnte militärische Ausbildung wohl ausgesehen hat und wirft viele neue Fragen rund um die kleine Familie Winters auf. Wird Ethan Baby Rose vielleicht endlich im Schloss finden, nachdem er das halbe Dorf auf links gedreht hat, oder sucht er glatt am falschen Ort? Wie viele Bisswunden kann Mister Winters aushalten und wie passt der korpulente Duke in diesen winzigen Kaufmannsladen? Ob all unsere Fragen, Theorien und Umbrella-Verschwörungsideen am Ende eine Auflösung finden? Das müsst Ihr selber herausfinden, denn mehr möchte ich Euch von der Geschichte nicht verraten.
Meiner Meinung nach nimmt sich das gesamte Setting samt Story nicht allzu ernst, was keinesfalls negativ gemeint ist, ganz im Gegenteil, ich als sehr unterhaltsam empfunden habe. Der Mix aus Gruselelementen, Zitaten alter Resident-Evil-Teile und richtig fetter Action ist Capcom mal wieder extrem gut gelungen. Das Dorf, welches sich im Laufe der Handlung immer wieder neu erschließt, wirkt in sich stimmig und kommt man erst einmal im prächtig ausgeschmückten Schloss an, entfaltet sich Resident Evil Village zu einer wahren Augenweide. Die Texturqualität, die durch die RE-Engine über unseren Monitor flimmert, ist spektakulär. Wie bereits von vorherigen Teilen bekannt, ist auch Resident Evil Village für den PC keine 0815-Konsolen-Portierung. Die Grafikeinstellungen sind sehr umfangreich und bestens beschrieben, so dass auch jeder versteht, welche Änderungen sich mit der jeweiligen Anpassung ergeben.
Arcade-Minispiel: Die Söldner

Überraschend gut ist ebenfalls das kleine Minispiel »Die Söldner«, welches am Ende der Geschichte im Bonus-Menü freigeschaltet werden kann. In diesem Modus starten wir immer mit einer Standardausrüstung (Pistole) beim Händler Duke im Dorf, Schloss oder in der Fabrik. Das Ziel jeden Levels besteht darin, eine vorgegebene Anzahl an Gegnern so schnell wie möglich zu eliminieren, denn die Zeit spielt hier gegen uns. Mehrere Kills in Folge und ohne Unterbrechung bringen dabei Extrapunkte, auch Fertigkeiten wie mehr Schaden mit Flinten oder schnelleres Laufen können als Boni in den Leveln gefunden werden. Als Belohnung warten weitere AP-Punkte mit denen sich im Boni-Shop neue Artworks, Waffen und Charaktermodelle freischalten lassen.
Release Termin:
7. Mai 2021
USK:
ab 18 Jahren
Genre:
Survival Horror
Spielzeit:
Kampagne: ca. 12 Stunden
Minispiel: ca. 5 Stunden
NG+: ca. 7 Stunden
Entwickler:
Capcom
Publisher:
Capcom
Erhältlich für:
PC
PlayStation 4/5
Xbox Series
Google Stadia
Fazit
Resident Evil Village
Für mich ist Resident Evil Village ein gelungener Sidekick zur traditionellen Resident-Evil-Geschichte. Es gibt zwar gleiche Nenner wie Chris Redfield oder die Umbrella Corporation, diese stehen aber hier nicht wie üblich im Mittelpunkt. Ich hatte das Gefühl, dass sich die klischeehafte Geschichte mit den vielen Werwölfen und den fast schon übernatürlichen Grafen nicht ganz so ernst nimmt - wer denkt hier nicht an Graf Dracula oder Van Helsing? Dies ist meiner Meinung nach aber ein großer Pluspunkt für RE8, denn dank der vielen packenden Action-Passagen im Spiel dürfte dieser Teil wieder ein weitaus größeres Publikum ansprechen als der permanente Horrortrip des Vorgängers. Doch keine Angst, es gibt ihn noch den typischen Resident-Evil-Schauder, die Ekelmomente und den ein oder anderen Jumpscare – Ethan Winters ist eben nicht mehr der unerfahrene Gruseltourist aus Resident Evil 7.
Pro
- gut gesprochene deutsche Sprachausgabe
- sehr gut texturierte Umgebungen
- Minispiel »Die Söldner«
- Händler und Speicherpunkte immer in Reichweite
- viele kleine Rätsel und versteckte Schätze
- Checkpoints als zusätzliche Absicherung
- abwechslungsreiche Gebiete
- optionale Bosse
Contra
- Messer sehr schwach
- Geschichte wird leider erst ganz zum Schluss enthüllt
- manche Tastenbefehle (Menü, Karte) am PC sehr gewöhnungsbedürftig
Letzte Worte
-
Was ein wilder Abenteuermix aus Action und Gänsehaut. Kann heute Nacht das Licht an bleiben?
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