Ekelhaft und trotzdem irgendwie schön, diese Eigenschaften kommen nur selten gemeinsam in einem Spiel vor. Grund dafür ist meiner Meinung nach das adaptierte Design des Schweizer Künstlers HR Giger, welches Scorn den einzigartigen Look verpasst. Exakt diese organischen und zugleich technischen Formen brachten HR Giger in den 80er- und 90er-Jahren bis nach Hollywood, und so wurden aus seinen zuvor statischen und polarisierenden Kunstwerken aufwendig produzierte Grusel- und Actionfilme wie Dune, Alien und Species.
Ich frage mich nur, warum hat man diesen legendären Künstler im Spiel oder im Abspann mit keinem Wort erwähnt, wenn man sich derart an seiner Kunst bedient? So, Aufklärungsarbeit erledigt – kommen wir nun zu den durchaus positiven und nicht so schönen Fakten über Scorn aus dem Hause Ebb Software.
Walking Simulator, Rätsel und ein wenig Ballerei

Der erste Eindruck von Scorn ist fantastisch und das grade, weil sich das widerliche Spiel so schön anders anfühlt. Alles wirkt organisch, als würden wir uns durch ein gigantisches Lebewesen bewegen. Selbst die Waffen und das Inventar sind lebendige Gegenstände, die teilweise auch mit uns und der Umgebung verbunden werden können. Scorn erklärt dem Spieler nichts, alles muss aus eigener Erfahrung erlebt und entdeckt werden – ein Phänomen, welches heute kaum noch üblich ist, da wir sonst mit Tooltipps und erklärenden Clips nur so zugekleistert werden.
Frustrierende Kämpfe in einer geheimnisvollen Umgebung

Es gibt sehr wenige Gegner in den einzelnen Spielabschnitten, allerdings fühlen sich diese Widersacher durch die geringe Menge an Munition, die uns zur Verfügung steht, und dem langsamen Waffenverhalten extrem anstrengend an. Oftmals ist es daher besser, die Beine in die Hand zu nehmen, um die ekelhaften Wesen zu umgehen. Die gesamte Spielzeit über fordern immer wieder sehr knifflige Rätsel und Puzzle unsere Hirnzellen heraus und ich bin mir sicher, das die ersten frustrierenden Kämpfe und schweren Rätsel bereits einige Spieler aus dem Spiel vertrieben haben.
Vorsicht, Ragequit-Potential

Wer sich von den Rätseln und Kämpfen nicht abschrecken lässt, wird mit einer außergewöhnlichen und labyrinthartigen Spielwelt belohnt, die seines Gleichen sucht. Jedoch ist das Checkpoint-System, bei dem wir nach dem Tod an einer zwischengespeicherten Stelle im Spiel erneut einsteigen, eine absolute Katastrophe! So ist es mir mehrmals passiert, dass ich eine komplette Schlüsselszene, die ca. 15-Minuten-Spielzeit gekostet hat (inklusive mehrmaligem Verlaufen in den verwirrenden Gängen) erneut spielen musste. Dabei waren in dieser Spielzeit bis zum Todeszeitpunkt genug Trigger-Momente verstrichen, um mindestens einen neuen Checkpoint zu setzen.
Leider verhält sich die Spielzeit von Scorn mit nur knapp 5 Stunden sehr kurz zum relativ hohen Release-Preis von ca. 40 Euro, da bedauerlicherweise auch keine Wiederspielbarkeit geboten wird.
Release Termin:
14. Oktober 2022
USK:
Ab 18
Genre:
Horror
Spieltyp:
Einzelspieler
Entwickler:
Ebb Software
Publisher:
Kepler Interactive
Erhältlich für:
PC
Xbox Series
Fazit
Scorn
Scorn bietet eine faszinierende Horrorshow, die atmosphärisch seines Gleichen sucht. Jedoch trüben frustrierende Checkpoints, träges Waffenverhalten und leere Level die sehr stille Spielfreude. Für mich war es der Look von Scorn, der mich angezogen und bis zum Ende durchhalten lies, da ich die Arbeiten von HR Giger und die Alien-Filme, die denselben Stil teilen, sehr faszinierend finde. Allerdings war das auch das Einzige, was mich im Spiel so richtig abgeholt hat. Die kurze Spielzeit und der hohe Release-Preis sind weitere Faktoren, die einen Ausflug in das Horror-Abenteuer nur in einem Sale rentabel erscheinen lassen.
Pro
- kunstvolle Spielumgebung
- Erkunden und erlernen ist Hauptbestandteil des Spiels
- knifflige Rätsel (wenn man gerne knobelt)
- tolle Grafik und Texturen
Contra
- katastrophale Checkpoints
- Kämpfe fühlen sich träge an
- knifflige Rätsel (für einige Spieler vielleicht zu anspruchsvoll)
- Nahkampfwaffe ohne Feedback
- minimalistische Soundkulisse
- unbefriedigendes Ende
- sehr kurze Gesamtspielzeit von 4-5 Stunden
- hoher Release-Preis
Letzte Worte
-
Scorn ist ein tolles Beispiel, was man aus der Unreal Engine 4 herausholen kann.