Was zur Hölle ist denn hier los? Gleich zum Spielstart von Bayonetta 3 stürzen wir uns Hals über Kopf in einen Kampf voller wilder Kamerafahrten, krasser Action Moves, fetter Kombos und leichter Erotik. Solch ein Spektakel kennt man von anderen Spielen eher als großes Finale am Ende einer langen Reise. Und so spielt sich dann der besagte Prolog: Was mal wieder als gemütliche Shoppingtour durch Manhattan startet, eskaliert blitzschnell in einer absolut durchgeknallten Actionszene, in der wir mit einem riesengroßen Kreuzfahrtschiff auf einer Tsunamiwelle surfen, die gleichzeitig ganz Manhattan verschlingt und wir uns nebenbei auch noch um die vom Himmel herabfallenden Schergen kümmern.
Dabei lernen wir direkt Bayonettas neue Spezialität kennen. Eine antike Kampftechnik, bei der sie durch einen Tanz in Unterwäsche einen mächtigen haushohen Höllendämon beschwört, mit dem wir dann die ebenso übergroßen Feinde vermöbeln dürfen. Und ja, Unterwäsche!
Halbnackte Tatsachen

Die neckische Umbra-Hexe Cereza aka Bayonetta verwandelt ihr Haar in allerlei Dinge, unter anderem auch ihre Kleidung. Verwenden wir also die besagte Umbra-Magie und materialisieren Spezialattacken wie z. B. gigantische Fäuste, gibt Bayonetta im Gegenzug ein wenig von ihrem bloßen Körper preis. Ich muss gestehen, da fällt es schon manchmal etwas schwer, die Augen immer nur auf das Kampfgeschehen fokussiert zu lassen. Doch als Kenner der Spielreihe überrascht so ein brachialer Spielstart nicht mehr, denn genau diese Art von Gameplay will man sehen, wenn man sich auf ein Bayonetta-Spiel einlässt.
Fette Action garantiert

Die Bayonetta-Reihe stammt aus dem Hause Platinum Games, genauer gesagt von Team Little Angels. Das japanische Studio mit Sitz in Osaka ist spezialisiert auf besonders actionreiche Titel, was sie mit Metal Gear Rising: Revengeance, Nier: Automata und Astral Chain schon mehrmals erfolgreich unter Beweis gestellt haben. Ein spannendes Detail ist unter anderem das Hideki Kamiya, der leitende Entwickler hinter den Bayonetta-Spielen ursprünglich für Capcom gearbeitet und dort Devil May Cry entworfen hat. Dies dürfte erklären, warum sich die beiden Spiele vom Gameplay und den abgedrehten Charakteren so ähnlich sind.
Sidekick aus der Parallelwelt

Als die farbenfrohe und uns zu diesem Zeitpunkt noch unbekannte Anfängerhexe Viola plötzlich vom Himmel fällt und mit ihr eine gigantische Armee voller Homunkuli (von Menschen geschaffene Biowaffen) auf der Erde einmarschiert, beginnt das absolute Chaos. Kurze Zeit später erklärt uns die Fremde, dass sie aus einer Parallelwelt stammt und diese längst dem Untergang geweiht ist. Wenn wir nicht sofort mit vereinter Hexenpower gegen die neue Bedrohung antreten, wird uns schon bald dasselbe Schicksal ereilen.
Unser erstes Ziel ist die ferne Insel Thule, welche die Portale zu verschiedenen Parallelwelten beherbergt. Von ihr springen wir von Welt zu Welt und sogar durch verschiedene Zeitepochen. Auf dem Weg zu neuen Schlüsseln, die uns weitere Welten öffnen, verdreschen wir unsere Feinde mit möglichst verrückten Combos und schalten nach und nach neue Waffen, Dämonen und Verbesserungen frei.
Gelungenes Genre-Potpourri

Bayonetta 3 ist kein gewöhnliches Videospiel, denn hier reihen sich gleich fünf verschiedene Genre aneinander. Zum einen kloppen wir uns im klassischen Hack and Slay durch Gegner gefüllte Arenen, schleichen im 2,5D durch Laborräume, fangen Gegner in einem Rhythmusspiel ab, kämpfen wie in einem Prügelspiel von links nach rechts und schießen uns aus der Draufsicht durch ein dichtes Geschwader von Homunkuli.
Was dabei besonders hervorsticht, egal in welchem Genre wir uns gerade befinden, die Kämpfe sind allesamt sehr gut inszeniert und in welchem Spiel beschwört man denn sonst einen Dämonenzug mit Flak-Bewaffnung, sperrt Gegner in Seifenblasen ein und verwandelt seine Haare in gigantische Waffen, während man halb entblößt auf die Gegner eindrischt? Die vielen versteckten Sammelobjekte, die neue Artworks, Kostüme, Farben und äußerst nützliche Accessoires freischalten, geben genug Anreiz, die 14 Level jederzeit erneut zu bezwingen.
Das signifikanteste am Titel ist natürlich die Hauptperson selber, denn die Hexe namens Bayonetta sticht mit ihrer grazilen Brutalität, ihren eleganten Moves und charmanten Sprüchen zum richtigen Zeitpunkt ganz klar aus der üblichen Riege der Videospielheld:innen heraus.
Release Termin:
28. Oktober 2022
USK:
Ab 16
Genre:
Action-Adventure,
Hack and Slay
Spieltyp:
Einzelspieler
Entwickler:
PlatinumGames
Publisher:
Nintendo
Erhältlich für:
Switch
Fazit
Bayonetta 3
Das kreative und außergewöhnliche Arsenal, welches »Bayonetta« in die Hand gelegt wurde, macht verdammt viel Spaß. Die Sammelobjekte, freischaltbare Artworks und die Medaillenjagd sorgen für den nötigen Wiederspielwert. Einzig und allein die durchaus widerspenstige Kamera im Kampf, die einem oftmals die Sicht verdeckt oder gar die Orientierung nimmt, drückt ein wenig den Spielspaß. Mit dem neuen Sidekick Viola kann ich persönlich nicht so viel anfangen, da ich »Bayonetta« und ihre cool durchgestylte Bande bereits sehr gelungen finde. »Bayonetta 3« hat mich echt überrascht, denn so einen wilden und absolut gelungenen Genre-Mix habe ich nicht erwartet. Die bunte Mischung aus Hack and Slay, Brawler, Shoot em Up und Rhythmusgame in einem Spiel sorgt nicht nur für die nötige Abwechslung im Gemetzel, sondern ist auch sehr gut umgesetzt worden.
Pro
- Sehr gute Hack and Slay Action
- Einfache Kombos und witzige Finisher
- Viele unterschiedliche Genre in einem Spiel
- Gutes Charakterdesign
- Sinnvolle Sammelobjekte erweitern das Spielerlebnis
- Hoher Wiederspielwert
- Sehr abwechslungsreiche Level
- Ladezeit können als Kampftraining genutzt werden
- Sehr guter Soundtrack
Contra
- Kämpfe sehr unübersichtlich
- Violas Sprüche im Kampf etwas monoton
- Heilung und Stärkungen nur über Menü verwendbar
Letzte Worte
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Bayonetta 3 ist grazil, elegant und brutal charmant.