Bei dem Action-Adventure Like a Dragon: Ishin! handelt es sich um einen Spin-off-Titel der beliebten Yakuza-Spielreihe. Doch statt sich mit auffälligen Designeranzügen durch das moderne und mit Leuchtreklamen überflutete Tokio zu prügeln, laufen wir im bequemen Kimono durch das feudale Kyo der 1860er-Jahre. Das Spin-off Ryū ga Gotoku Ishin! erschien 2014 als japanischer Exklusivtitel für die PlayStation 3 und PlayStation 4 und schafft es nun nach neun Jahren endlich als Remake zu uns.
Die Besonderheit der Spiele aus dem gleichnamigen Studio Ryū ga Gotoku liegt in der Fülle der abwechslungsreichen Nebenaktivitäten. Diese oftmals sehr realistischen und simulationsartigen Spielinhalte, wie zum Beispiel Glücksspiele, Wettrennen, Kampfarenen oder sogar bürokratisches Verwalten von Immobilien samt Angestellten, machen die Spiele des Studios oftmals zu einer komplexen Lebenssimulation, wie wir sie noch aus den damaligen Shenmue-Spielen auf der Dreamcast kennen.
Grafikvergleich: Original (2014) und Remake (2023)


Wie bereits erwähnt stammt Like a Dragon: Ishin! vom japanischen Spieleentwickler Ryu Ga Gotoku. Das Sega-Studio mit Sitz in Shinagawa gibt es seit 1998 und hat sich bereits mehrmals umstrukturiert und umbenannt. In der erfolgreichen Firmengeschichte entstanden Spiele wie Daytona USA, Super Monkey Ball und F-Zero GX. Erst seit 2011 ist das Studio Ryu Ga Gotoku, was auf Deutsch so viel wie »wie ein Drache« heißt, ausschließlich mit der Entwicklung der Yakuza-Spiele beschäftigt.
Ein kleiner Funfact noch am Rande: Das allererste Spiel des Studios, welches 2012 erschien, war überraschenderweise kein Yakuza-Titel, sondern der Taktik-Shooter Binary Domain für die PlayStation 3 und Xbox 360. Danach wurde das neue Logo ausschließlich für die gleichnamige Spielreihe Ryu Ga Gotoku/Like a Dragon verwendet.
Feudales Japan mit bekannten Charakteren

Um etwas über die Handlung im Spiel zu erzählen, mache ich es mir diesmal etwas einfacher, denn ich greife direkt auf die integrierte Rückblickfunktion zu. Diese fasst in kurzen Sequenzen die Geschehnisse der bisherigen Handlung zusammen, so dass man selbst nach langen Spielpausen oder beim Abdriften in zahlreiche Nebenaktivitäten nicht den Faden verliert. In Ishin! spielen wir den Hauptprotagonisten Sakamoto Ryōma, der nach Beendigung seines Schwerttrainings in Edo in seine Heimatstadt Tosa zurückkehrt.
Nach nur wenigen Schritten in der alten Heimat gerät Ryōma in einen heftigen Konflikt mit den dort dominierenden Samurai. Kurzerhand wird er verhaftet, eingebuchtet und wartet nun auf seine Hinrichtung. Kurz vor knapp entkommt er seiner Bestrafung, da er von seinem einflussreichen Ziehvater, der zugleich Regierungsminister ist, aus dem Gefängnis befreit wird. Dieser bittet uns, einen alten Bekannten zu treffen, der mittlerweile der Anführer einer großen Gruppierung ist, die mit aller Gewalt das immer mehr aus den Fugen geratene Klassensystem in Japan stürzen möchten.

Als es darum geht, Nägel mit Köpfen zu machen und unsere Einheiten die Burg Kōchi stürmen, taucht wie aus dem Nichts ein vermummter Kämpfer mit einem ungewöhnlichen Kampfstil auf. Dieser Ninja tötet nicht nur Ryōmas Ziehvater, er verschwindet ebenfalls so überraschend, wie er erschienen ist. Als die Wachen den Tatort in der Burg erreichen, wird kurzerhand Ryōma als Mörder seines Ziehvaters beschuldigt. Mit einem beherzten Sprung von einer hohen Klippe flüchtet er aus der Stadt, um auf eigene Faust die Suche nach dem wahren Mörder seines Ziehvaters zu starten, doch sein einziger Anhaltspunkt ist der eigenartige Kampfstil des Attentäters.
Minigame: Dungeon-Crawler und Soldaten-Management

Eine Besonderheit von Like a Dragon: Ishin! ist das Dungeon-Crawler-Minigame, welches in der Festung der Shinsengumi verfügbar ist. Dort lassen sich einzelne Missionen ansteuern, die bei Bestehen mit reichlich Loot belohnt werden.

Nach den Kämpfen oder auf dem Schwarzen Brett rekrutieren wir Soldaten, die uns mit zusätzlichen Fähigkeiten im Kampf unterstützen. Unsere Trupps sind zwar nicht im Spiel sichtbar, ihre Buffs und Skills können aber während des Kampfes aktiviert werden.

Mit dem erbeuteten Loot der von besiegten Gegner und aus herumstehenden Kisten stammt, lassen sich später noch stärkere Trupps zusammenstellen oder neue Ausrüstungen schmieden. In einem der vielen Pfandleihäuser kann die Beute auch in pures Geld umgewandelt werden, um davon Nahrung und spezielle Materialien zu kaufen.
Mit Schusswaffen gegen Katanas

Wie in den normalen Yakuza-Spielen bietet auch Like a Dragon: Ishin! eine gute Geschichte, die sich wie ein spannender Krimi immer mehr und mehr zuspitzt. Speziell in diesem Spin-off trifft man in der Handlung auf bekannte Charaktere, die man bereits aus den zuvor erschienenen Yakuza-Spielen kennt. Die Spielwelt ist trotz ihres historischen Settings mit vielen spaßigen Aktivitäten gespickt.
Ich muss an dieser Stelle gleich mal gestehen, dass ich mich in der landwirtschaftlichen Tätigkeit wie dem aussähen von Saatgut und der Ernte absolut verloren hatte. Immer wieder habe ich neue Arten angebaut und daraus leckere Gerichte zum Handeln und zum eigenen Verzehr zubereitet. Es hätte aber auch ebenso das Angeln, die Kampfarena oder das Meistern der vielen Glücksspielmöglichkeiten sein können.
Ein großartiges Feature ist ebenfalls das spieleigene Lexikon, welches uns viele japanische Begrifflichkeiten und Orte auf Wunsch genauer erklärt.
Nebenaktivitäten ohne Ende

Neben der spannenden Handlung und den vielen Nebenaktivitäten bietet das Action-Adventure vier verschiedene Kampfstile, die wir erlernen dürfen. Mit den zufälligen Kampfbegegnungen und den Ereignissen aus Haupthandlung und Nebenmissionen können Ryōmas Fähigkeiten, Waffen und Ausrüstung noch deutlich ausgebaut werden. Schön ist hier zu sehen, dass es jedem Spieler selbst überlassen ist, ob er sich durch die optionalen Inhalte spielt oder nur schnurstracks das Hauptziel im Auge behält.
Da die Haupthandlung sehr ernst ist, schadet es nicht, immer wieder einen Abstecher in andere Stadtviertel zu machen. Dort erwarten den Spieler lustige und hin und wieder sogar extrem durchgeknallte Kurzgeschichten, die man unbedingt erlebt haben muss.
Release Termin:
21. Februar 2023
USK:
Ab 18
Genre:
Action-Adventure, Lebenssimulation
Spieltyp:
Einzelspieler
Entwickler:
Ryu Ga Gotoku Studio
Publisher:
Sega
Erhältlich für:
PC
PlayStation 4
PlayStation 5
Xbox One
Xbox Series
Fazit
Like a Dragon: Ishin!
Ich freue mich sehr, das »Like a Dragon: Ishin!« endlich auch in Deutschland erhältlich ist und sich so eine weitere Lücke im Yakuza-Universum für uns Europäer schließt. Die überarbeiteten Zwischensequenzen des Remakes von 2014 gefallen mir besonders gut, denn hier ist man bis an das Niveau der aktuellen Yakuza- und Judgment-Spiele herangekommen. Der Dungen-Crawler-Modus und die landwirtschaftlichen Tätigkeiten haben es mir besonders angetan und so habe ich während meines Tests deutlich zu viel Zeit damit verbracht, die beste Ernte und den dicksten Loot einzufahren. Obwohl »Like a Dragon: Ishin!« für mich kein neues Spiel ist, da ich das japanische Original bereits gut kenne, kann ich mich trotzdem immer noch in der abwechslungsreichen Spielwelt, den spannenden Kämpfen und den vielen Minispielen verlieren. »Like a Dragon: Ishin!« benötigt keine Vorkenntnisse aus anderen Yakuza-Spielen, allerdings, wenn man die Charaktere in ihren feudalen Rollen wiedererkennt, ist hier und da ein kleines Insider-Schmunzeln garantiert.
Pro
- Spannende Geschichte
- Aufwendige Zwischensequenzen
- Abwechslungsreiche Spielwelt
- Zahlreiche Nebenaktivitäten
- Sehr gute japanische Sprecher
- Motivierender Dungeon-Crawler-Modus
- Spannende Kämpfe
- Gutes Crafting und aufwendige Sammelaufgaben
- Witzige und verrückte Nebenquests
- Stilvolle Charaktere
- Freischaltbare Extras
- Zwischensequenzen können pausiert und wiederholt werden
Contra
- Einige Orte wirken etwas leer
- Manche Texturen sind etwas plump
- Leider nur in japanischer Sprachausgabe
- Sehr viel Text zu lesen
Letzte Worte
-
Als Yakuza-Fan kommt man an dem feudalen Auftritt von Kazuma Kiryu und Goro Majima nicht vorbei.