Wie die Zeit vergeht! Es ist jetzt schon ganze 10 Jahre her, dass wir die bunten Pikmin auf der Wii U über den Planeten Koppai steuern durften. Mit Pikmin 4 schafft Nintendo ein neues frustfreies Strategiespiel, welches der Serie frischen Wind einhaucht.
Was wir in unseren über 30 Stunden langen Abenteuer auf dem Planten PNF-404 erlebten und warum wir jetzt so viele Retro-Erinnerungen bezüglich alter Nintendo Hardware haben, berichten wir heute in unserem ausführlichen Testbericht zu Pikmin 4 auf der Nintendo Switch.

Das perfekte Gewusel
Pikmin 4 ist von Nintendo, genauer gesagt von der Abteilung Entertainment Planning & Development, die für Titel wie Splatoon 2, Super Mario Odyssey und Animal Crossing: New Horizons bekannt sind. Die damals noch im Konzept genannten Piki eroberten 2002 auf dem GameCube die große Showbühne, nachdem es damals endlich technisch möglich war, so viele bewegte Figuren auf einmal auf einem Bildschirm zu zeigen.

Die Welt der Riesen
Erneut ist es der Serienheld Captain Olimar, der uns zu dieser spannenden Weltraumsafari einlädt oder besser gesagt ungewollt verpflichtet. Nachdem er mit seinem Raumschiff auf dem Planeten PNF-404 abgestürzt ist und von dort aus sein Notsignal aussendet, macht sich die Rettungscrew der Shepard auf dem Weg, um den gestrandeten Mini-Astronauten zu finden.
Doch beim Anflug auf das Notsignal ereilt die Crew der Shepard dasselbe Schicksal und sie stürzen ebenfalls auf dem unbekannten Planeten ab. Jetzt liegt es an uns, dem einzig verbliebenen Weltraumpionier, die beiden Raumschiffe samt Besatzung ausfindig zu machen und sie wieder heil nach Hause zu geleiten – einzige Hürde dieser wichtigen Aufgabe, wir sind der unerfahrene Neuling auf unserer ersten großen Mission.

Gestrandet im heimischen Garten
Als wir auf Planet PNF-404 ankommen, müssen wir schnell feststellen, dass die Situation alles andere als optimal ist. Von Captain Olimar fehlt immer noch jede Spur, das Raumschiff der Rettungscrew ist flugunfähig und ein Großteil der Besatzung scheint verschwunden zu sein. Nach einem kurzen Briefing durch die Verbliebenen erhalten wir weitere Informationen über diesen seltsamen Planeten mit seinen eigenartigen Höhlensystemen und dessen beheimateten Wesen.
An unsere Seite wird uns der zweibeinige und niedlich dreinguckende Rettungshund Otschin gestellt. Dank seiner feinen Spürnase und der Fähigkeit, uns durch gefährliches Terrain zu tragen, fassen wir all unseren Mut zusammen und machen uns auf die Suche nach einer Lösung von diesem Planeten wieder wegzukommen.

Doch Hilfe bekommen wir nicht nur durch unseren flauschigen Begleiter, die Pikmin gibt es natürlich auch – sonst würde der Titel sicherlich nicht so heißen. Die bunten und sehr kleinen Pflanzenwesen mit ihrem signifikanten Blatt auf dem Kopf können wir mithilfe einer Pfeife und dem neuen Rettungshund an unsere gewünschten Zielpunkte aussenden und dort für uns Aufgaben erledigen lassen.
Dazu gehört zum Beispiel das Ausgraben von wertvollen Schätzen, dem Bekämpfen von gefräßigen Gegnern und dem Bau von Brücken, die uns sicher über Flüsse und Schluchten bringen. Die fröhlichen und immer hilfsbereiten Pikmin lassen sich dabei einzeln oder in Gruppen ihrer Gattung befehligen.

Diese Zwiebel hat es in sich!
Bei unseren Tagesausflügen auf dem Planeten PNF-404 haben wir immer bis zum Sonnenuntergang Zeit, das angeflogene Gebiet zu erkunden, gestrandete Astronauten zu retten und neue Wege und Abkürzungen freizulegen. Dabei unterstützen uns immer wieder neue Arten von Pikmin mit ihren einzigartigen Fähigkeiten. Bis zu 100 dieser wuseligen Gesellen dürfen wir herumkommandieren. Dabei passiert es schon mal, das man den Überblick verliert und die kleinen Pikmin ungewollt in ihren sicheren Tod schickt – doch keine Panik, unsere Fehler sind mithilfe der »Zeit-zurückspulen-Funktion« schnell wieder korrigiert.
Sollten wir dennoch einmal zu viele Pikmin verloren haben, lassen sich geschwind neue Helfer in der stationären Zwiebel nachzüchten. Dieses Gewächs bietet den Pikmin ein Zuhause und je mehr wir von diesem bunten Gemüse sammeln, desto mehr Arten lassen sich später züchten. Einzige Voraussetzung: Wir müssen zuvor gleichfarbige Token einsammeln, die unser Rettungshund Otschin oder andere Pikmin zur Zwiebel tragen. Nach und nach bauen wir so unser Basis Camp aus und erschaffen neue Hilfsmittel, um in dieser fremden Welt besser gewappnet zu sein.

Einmal Leuchtsaft auf Eis, bitte!
Neu von der Partie sind unter anderem die Eis-Pikmin, mit denen wir Gegner einfrieren und Gewässer passierbar machen können. Ebenfalls neu sind die Leucht-Pikmin, die wir in den spannenden Nachtmissionen befehligen dürfen. Diese schaffen es durch das Sammeln ihrer Leuchtkraft, einfallende Gegner zu Blenden und so blitzschnell zu überwältigen.
In den Nachtmissionen müssen wir bis Tagesanbruch die Bauten der Leucht-Pikmin bewachen und vor gefräßigen Gegnern beschützen. Gelingt uns dies, spuckt der Bau der Leucht-Pikmin in den ersten Sonnenstrahlen eine große Portion Leuchtsaft aus. Dieser grüne Glibber wird später an der Absturzstelle der Shepard von der Crew zu einer wichtigen Medizin verarbeitet. Dieses Heilmittel wird benötigt, um eine seltsame Krankheit zu heilen, mit der einige der Astronauten zu kämpfen haben.

Alles läuft nach Plan
Je mehr wir uns mit unserer Umgebung und den unterschiedlichen Arten der Pikmin vertraut machen, desto mehr gelingt uns das vom Spiel angestrebte Dandori-System zu perfektionieren. Dandori bedeutet auf Japanisch so viel wie: Das optimieren von Abläufen. Dabei geht es um Effizienz und Arbeitsteilung. Dies wird vor allem in den Dandori-Herausforderungen spürbar.
Hier müssen wir unter Beweis stellen, dass wir unsere Pikmin besser verwalten können als unser KI gesteuerter Gegenspieler. Wer in dieser Herausforderung mehr Schätze zu seinem Shuttle bringen kann, hat gewonnen. Auch in diesen durchaus anspruchsvollen Missionen wird frustfreies Spielen groß geschrieben, denn sollte eine Dandori Prüfung so absolut nicht klappen, darf man sich im Menü Hilfe holen.

Apropos Schätze, diese sonderbaren Fundstücke sind Teile unterschiedlicher Kollektionen, wie zum Beispiel verschiedene Früchte, Anstecknadeln, Puzzleteile oder sogar alte Nintendo-Konsolen und Spiele. Letzteres hat uns beim Durchspielen natürlich am besten gefallen. Gespielt oder Ausgestellt werden diese geborgenen Schätze leider nicht, denn sie werden später zu Treibstoff für die Raumschiffe der gestrandeten Astronauten verarbeitet – »mach es gut, du schöner Game Boy Advance SP.«
Release Termin:
21. Juli 2023
USK:
Ab 6
Genre:
Echtzeit-Strategiespiel
Spieltyp:
Einzelspieler, 2-Spieler-Koop
Entwickler:
Nintendo EPD
Publisher:
Nintendo
Erhältlich für:
Switch
Fazit
Pikmin 4
»Pikmin 4« zeigt, wie liebevoll und fröhlich eine gescheiterte Raumfahrtmission aussehen kann. Dabei ist es immer ein sehr gutes Zeichen, wenn ein Spiel einem nach nur wenigen Minuten ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Das Charakterdesign, die fotorealistischen Umgebungen und die gut durchdachte Steuerung sorgen für über 30 Stunden frustfreien Spielspaß. Ganz besonderes Lob gibt es von uns für die tolle Darstellung des Wassers im Spiel, denn die transparente Flüssigkeit trifft das feuchtfröhliche Element auf den Punkt und das sogar mit passender Physik. Ebenfalls sehr gut umgesetzt wurde die Steuerung, bei der wir bis zu 100 Pikmin, einen Wachhund und die eigene Spielfigur völlig intuitiv auf engstem Raum durch die vielen lauernden Gefahren befehligen. Für mich ist »Pikmin 4« eine ganz klare Kaufempfehlung für jeden Nintendo-Switch-Spieler*in der eine strategische Herausforderung sucht, welche aber niemals vom Spaß in Frust abdriftet.
Pro
- Fotorealistische Umgebungen
- Sehr gute Wegfindung der Einheiten
- Süßes Charakterdesign
- Sehr viele verschiedene Gebiete
- Element- und Schwachpunktsystem bei Gegnern
- Freischaltbare Ausrüstung erweitert das Gameplay
- Nach dem Abspann ist noch lange nicht Schluss!
- Guter Humor
- Beeindruckende Wasseranimation
- Sehr gutes Sounddesign
- Intuitive Steuerung
- 2-Spieler-Koop
- Herausforderung: Olimars Tagebuch (Zusätzliche Missionen)
- Zusätzlicher Dandori-Modus
- Stimmungsvoller Soundtrack
Contra
- Ladezeiten zwischen den Gebieten leider etwas länger
Letzte Worte
-
Kein anderes Strategiespiel wuselt so sympathisch wie Pikmin 4.