Gerade Nintendo zeigt immer wieder anhand sorgfältig ausgesuchter Grafikstile, wie dem comicartigen Cel Shading Look (welcher auch bei The Legend of Zelda: The Wind Waker eingesetzt wurde), dass gute Spiele auch über mehrere Jahre sogar Jahrzehnte ihren Charme beibehalten können, ohne angestaubt zu wirken. Genau diesem Talent von Nintendo möchte ich mit The Legend of Zelda: Breath of the Wild auf den Grund gehen und das weltweit gefeierte Spiel, welches am 3. März 2017 veröffentlicht wurde, selbst erleben – ja ich gebe zu, auch mir entgehen manchmal Spiele, bei denen man sich von anderen Spielern vorwurfsvoll anhören muss: »Waaaaaas, das hast du noch nicht gespielt?« Dieses Jahr habe ich allerdings Zeit gefunden, mich auf dieses umfangreiche Abenteuer vorzubereiten. Ich habe mir Spieltage zurecht- und Stift und Papier parat gelegt und mich bewusst auf ein ganz neues Hyrule eingestimmt – ich kann schon mal vorweg nehmen: »Es hat sich gelohnt!«
Diesmal habe ich mir etwas Besonderes ausgedacht: Die Geschichte dieses Zelda-Abenteuers wird nur in wenigen Bruchteilen auf einer sehr, sehr langen Reise durch Hyrule erzählt. Für diesen gigantischen Testbericht habe ich fast einen Monat lang in Hyrule verbracht und nebenbei ein kleines Abenteurer-Tagebuch geführt. Aus diesem Tagebuch möchte ich Euch gerne den einen oder anderen Tag vorstellen, der mich entweder überrascht, frustriert oder emotional berührt hat. Doch jetzt erst einmal zu den Fakten des Spiels und den Einstieg in die spannende Geschichte.
Aufwachen, du Schlafmütze!

In The Legend of Zelda: Breath of the Wild erwachen wir als Link aus einem hundertjährigen Schlaf. Wie frisch aus dem Ei gepellt machen wir uns auf den Weg, doch leider ist unser Gedächtnis irgendwo in den vielen Jahrzehnten verloren gegangen. Das bedeutet, nur in Unterhose und mit dem legendären Shika-Stein bewaffnet, einem Relikt welches mit den alten Ruinen der Vorfahren von Hyrule interagieren kann, machen wir uns auf die Suche nach unserer Vergangenheit und unserer wahren Bestimmung als Held von Hyrule.

Fast alles in diesem Königreich wurde von der Verheerung Ganons zerstört. Selbst nach all den Jahren thront diese gefährlich umherwabernde Macht immer noch im Schloss von Hyrule – einzig und allein durch die heilige Kraft von Prinzessin Zelda, wird die alles vernichtende Ausbreitung in Schach gehalten – doch bis unser Weg bis zum Schloss führt, vergehen noch sehr viele Tage, in dem wir das gebeutelte Land durchstreifen, die Wildnis unsicher machen und ums bittere Überleben kämpfen. Das gigantische Königreich wirkt größtenteils wie leer gefegt, nur Ruinen deuten noch auf eine Zivilisation voller Traditionen und spannender Bräuche hin.
Doch es gibt sie noch, die kleinen Dörfer und Städte, in denen das Leben stetig weiter geht. Auf unserer Reise treffen wir immer wieder Überlebende und Nachkommen der damaligen Schlacht, die uns ein wenig Einblick geben in die Welt nach den Ereignissen, die mit Ganon in Verbindung stehen. Manch einer kann sich sogar noch an uns erinnern, doch das ist überraschenderweise nicht immer positiv!
Mehr als nur eine Illusion

Was ist schon Survival ohne die passende Ausrüstung? Davon gibt es in BotW reichlich vorausgesetzt man macht sich die Mühe, die nötigen Groschen (Rubine) für die Händler zu erwirtschaften oder sich den Geheimnissen und kniffligen Aufgaben der Bewohner zu stellen. Als Ausrüstungsgegenstände stehen allerhand Rüstungen zur Verfügung. Einige davon haben nützlichen Nebeneffekte wie Kältewiderstand oder lassen uns schneller die steilen Berge erklimmen.
Auch unzählige Waffen (Hieb- und Stichwaffen, Bögen, Schilde) stehen zu Auswahl. Diese unterscheiden sich nicht nur durch Form und Farbe, die Haupteigenschaft, die uns als Spieler am meisten interessiert, ist die Haltbarkeit. Manch eine Waffe zerbricht schon nach wenigen Schlägen aber keine Panik, es gibt immer etwas, mit dem wir uns gegen Bokblins und Co. wehren können – notfalls nehmen wir einfach die Waffe, die wir unserem Gegner gerade aus den Pfoten geschlagen haben. Ich habe gehört, es gibt sogar Gegner, die verrostete Waffen einsaugen können und sie wie neu geschmiedet wieder ausspucken (Habe ich leider nicht ausprobieren können, da ich keine rostige Waffe dabei hatte).

Doch die wahre Wunderwaffe in BotW ist der Shika-Stein, das neue Allzweckwerkzeug von Link, mit dem sich allerhand Unfug anstellen lässt. Er dient als Kamera, um die Flora und Fauna zu studieren, es lassen sich damit wie von Geisterhand magnetische Gegenstände anheben, Wasser in rechteckige Säulen gefrieren, magische Bomben werfen und Objekte an Ort und Stelle erstarren. Diese Fähigkeiten und die integrierte Bewegungssteuerung der Nintendo Switch bringen die idealen Voraussetzungen für die ca. 120 Logikrätsel, die uns unter anderem in den Schreinen der Vorfahren erwarten. Nur wer sich genügend dieser durchaus fordernden Prüfungen stellt und seine Herzcontainer und Ausdauerkringel ausbaut, darf später auch das legendäre Outfit tragen und natürlich auch das sagenumwobene Master-Schwert schwingen.
Nach diesen vielen Fakten kommen nun wie versprochen ein paar Auszüge aus meinem Abenteurer-Tagebuch.
Abenteuer Inselleben

Am Strand bin ich auf ein herrenloses Floß gestoßen. Mithilfe des Krog-Fächers habe ich meinen eigenen Wind erzeugt, um auf eine weit entfernte Insel zu gelangen. Überraschenderweise ist diese Insel eine einzige große Prüfung, die erst dann einen Schrein erscheinen lässt, sobald man drei Juwelen in die jeweiligen Sockel versenkt hat. Bedingung der Prüfung ist jedoch nur mit den gefundenen Waffen und Werkzeugen zu überleben – das fühlt sich nach all den Spielstunden gerade wieder an, als würde ich das Spiel von Neuem beginnen – ich liebe diese Herausforderung, obwohl ich mich hier bereits zum zweiten Mal behaupte, da mein erster Anlauf leider nicht so erfolgreich war.
Die Amazonen der Wüste

Meine lange Reise führt mich in einen riesigen Canyon hinein, an dessen Ende mich die superwarme Wüste erwartet. Ich bemerke schnell, ich bin viel zu dick angezogen für diese Gefilde hier und durchsuche mein Inventar nach kühlender Nahrung, um nicht all meine Herzen zu verlieren. In einer Oase treffe ich auf meinen Händlerfreund, der mir wie immer etwas Essen für meinen Käferfund anbietet. Man sagt mir, falls ich Gerudo-Stadt besuchen möchte, benötige ich ein anderes Outfit, denn in diese Stadt dürfen nur Frauen hinein.
Ich entdecke eine Robbenart, die nur in der Wüste zu Hause ist und schleiche mich wie bei der Wildpferdjagd an ein Exemplar heran – wow, ich schwinge mich geschickt auf mein Schild und halte mich mit einem Seil an der Robbe fest – ich surfe wie ein Wakeboarder über den Wüstensand – wie geil ist das denn! Doch der Spaß ist schnell vorbei, als ich einen im Sandsturm marschierenden Titanen sehe, der nicht so funktioniert wie er sollte – das wird wohl später mein Ziel sein, doch wie gelange ich hinauf auf dieses Ungetüm?
Elektrisierendes Dschungelgewitter

Ich habe eine große Hängebrücke überquert und einen düsteren Dschungel gefunden. Heute ist mir eine kleine Gruppe Wanderer am Wegesrand begegnet, diese wurde von ein paar Bokblins bedroht. Heldenhaft habe ich mich dazwischengeworfen und geholfen. Auf einer erhöhten Stelle in einem kleinen Tümpel fand ich eine Schatzkiste, die ich mithilfe der Magnetfunktion des Shika-Steins bergen konnte – jetzt bin ich ein paar Rupees reicher.
Es wimmelt hier von Palmen voller Schwertbananen, die ich zum Kochen benötige, ich packe mir die Taschen voll, bis ich keine einzige Frucht mehr erblicken kann. Leider regnet es seit Tagen in diesem Teil von Hyrule und es ist kein Ende in Sicht. Selbst die Reisenden in der Gegend wirken schon genervt auf dieses Wetter. Jetzt zieht auch noch ein Gewitter auf und ich finde einfach keinen Ort um mich unter zu stellen – verdammt, ich wurde doch tatsächlich vom Blitz getroffen, wie konnte das nur passieren!? Seit diesem Vorfall suche ich mir bei solchen Wetterverhältnissen immer einen Unterschlupf oder lege meine metallische Ausrüstung in mein Inventar. 🙂
Auge um Auge, Rupee um Rupee

Ich befinde mich kurz vor dem Ende, so fühlt es sich zumindest an. Der Widerstand Ganons wird immer stärker und ich bin nur noch einen Steinwurf vom Schloss und der Prinzessin entfernt. Es scheint mehrere Eingänge in den Palast zu geben, doch überall sind riesige Barrieren und gefährliche Wächter und kaum ein Ort, an dem man kurz innehalten kann, um ein wenig durchzuatmen. Ich habe mich für den unterirdischen Eingang am Fuße des Schlosses entschieden. Mit einer klapprigen Lore gelange ich in den Kerker des königlichen Anwesens. An jeder Ecke wimmelt es hier von schlagfreudigen Schergen. Jetzt bin ich froh über den Aufwand vorher, meine wertvollen Zutaten zu stärkenden Mahlzeiten verfeinert zu haben – gut das Links körperliches Aussehen bei diesem übermäßigen Verzehr nicht kugelrund wird, denn in diesen Gängen ist manchmal nicht gerade viel Platz.
Ich stehe auf einer der Mauern und kann weit über das Land blicken – ich gehe in mich und denke darüber nach, wie ich vor wenigen Tagen den riesigen Berg in der Ferne erklommen habe oder wie meine Reise auf dem hügeligen Plateau begann – wie die Geschichte wohl enden mag?
In Erinnerungen schwelgen

Ich könnte noch von so vielen tollen Ereignissen berichten, aber ich kann ja nicht schon alles vorwegnehmen. Ich bin aber echt überrascht, wie frei und ungezwungen man sich in Hyrule bewegen kann. Ich bin auch froh zu sehen, das Nintendo sich dazu entschieden hat The Legend of Zelda: Breath of the Wild als Action-Adventure zu entwickeln, obwohl es in dieser Survival-Welt eindeutig mehr nach Rollenspiel riecht. Doch ich genieße es den Kämpfen aus dem Weg zu gehen und nicht jeden zu verkloppen, nur um ein paar XP aus den durchaus niedlich dreinschauenden Gegnern zu prügeln.
Schön ist für mich auch, dass hier nicht jede Information auf dem Silbertablett serviert wird, wie zum Beispiel beim Kochen von Mahlzeiten. Hier ist erst einmal ausprobieren angesagt oder man sucht den Dialog mit den Bewohnern, die hin und wieder ein Rezept preisgeben. Ich habe fast schon ein wenig Retrofeeling bei meinen Touren durch Hyrule, denn hier benötigt man tatsächlich die integrierte Screenshot-Funktion, um sich gesehene Hinweise abzuspeichern oder sein Hyrule-Handbuch zu komplettieren – früher war an solchen Stellen immer Papier und Stift angesagt.
Release Termin:
3. März 2017
USK:
ab 12 Jahren
Genre:
Action-Adventure
Spielzeit:
ca. 180 Stunden
Entwickler:
Nintendo EDP
Publisher:
Nintendo
Erhältlich für:
Switch
Wii U
Fazit
The Legend of Zelda: Breath of the Wild
Obwohl ich das Land Hyrule bestimmt schon dutzende Male in anderen Zelda-Abenteuern besucht habe, war ich noch nie so neugierig auf die Welt selbst, wie in The Legend of Zelda: Breath of the Wild. Das gigantische Königreich, mit seinen wunderschönen Wäldern, düsteren Sümpfen und eisigen Bergen, hat mich sofort verschlungen. Jeden Winkel habe ich versucht zu erkunden, um kein Geheimnis zu verpassen. Einzig und allein der unnötig hohe Waffenverschleiß hat hier und da mal für etwas nervige Momente gesorgt. Die kleinen Frame-Einbrüche hin und wieder sind mir natürlich auch aufgefallen, aber stören mich absolut nicht. Ich liebe diese Freiheit und das Gefühl eine echte Wildnis zu betreten, andere Völker kennenzulernen und mich auf den höchsten Berg zu stellen, um so weit mit meinem Gleiter zu fliegen, wie er mich tragen kann. Ich bin absolut überrascht, wie es Nintendo gelingt, dieses alte Heldenmärchen immer wieder so erfrischend neu zu erzählen. Einen großen Nachteil gibt es aber doch noch, ich leide jetzt wie jeder andere Fan und kann die angekündigte Fortsetzung kaum noch erwarten - ich brauche mehr Breath of the Wild!
Pro
- fantastische und weitläufige Spielwelt voller Geheimnisse
- knifflige Logikrätsel in Schreinen
- Speichern ist jederzeit möglich
- flüssiger Tag- und Nachtwechsel
- wechselnde Wetterbedingungen
- viele verschiedene Biome: Winterlandschaft, Wüste, Sumpf …
- gelungene Survival- und Stealth-Elemente
- viele verschiedene Waffen- und Rüstungstypen
- Jagen, Sammeln und Handel treiben
- NPCs reagieren auf das Wetter
- Jeder kann alles machen, keiner muss!
- unterstütz Amiibo
Contra
- Waffen und Schilde zerbrechen sehr schnell
- Steuerung und Menünavigation nicht immer intuitiv
- Texturen teilweise matschig
- Hin und wieder Frame-Einbruche
Letzte Worte
-
Breath of the Wild ist ein ganz besonderes Hyrule-Erlebnis.