Eine markante Manga-Frisur, ein mächtiges Schwert, das dem Heckspoiler eines Supersportwagens gleicht und eine Fantasy-Welt, die ihresgleichen sucht. »rushBfast« hat für Euch die Luft von »Midgar« geschnuppert und die Reaktoren unsicher gemacht. Wie lange warten wir schon auf dieses Remake? Das Original Final Fantasy VII wurde am 31. Januar 1997 für die allererste PlayStation veröffentlicht und gilt heute, mit knapp 10 Millionen verkauften Exemplaren, als das beliebteste Final Fantasy der ganzen Reihe. Wie ich schon in meiner Vorschau schrieb, setzte der siebte Teil der Reihe damals Maßstäbe in Sachen Grafik und Spielumfang. Bis zum heutigen Zeitpunkt ist Final Fantasy VII auf fast jeder erdenklichen Plattform erschienen.
Die ersten Gerüchte über die Entwicklung eines Remakes von Final Fantasy VII wurden bereits 2014 laut. Selbst der Release brauchte mehrere Anläufe, bis der Titel tatsächlich auf der heutigen PlayStation 4 ankam. Ich freue mich auf jeden Fall riesig, dass ich es endlich spielen durfte, auch wenn ich so meine Ingame-Zeit brauchte, um mit der Neuinterpretation warm zu werden. Nach ein paar Stunden hatte mich allerdings das alte Final Fantasy Fieber wieder gepackt und das sah so aus… !
Mako-latur eines Großkonzerns



Wem die Geschichte von Final Fantasy VII noch nicht bekannt ist, hier ein kurzer Einblick in die gut konstruierte Handlung. Im siebten Teil der beliebten JRPG-Saga spielen wir den Ex-Shinra-Soldaten Cloud Strife, der als Söldner von einer Gruppe Öko-Terroristen namens Avalanche angeheuert wird, um die bösen Machenschaften des Mega-Konzerns Shinra zu stoppen. Wir sollen in einer Nacht- und Nebelaktion einen der acht gigantischen Mako-Reaktoren der Midgar-Platte in die Luft jagen. Dazu muss man verstehen, dass die Stadt Midgar in acht Sektoren aufgeteilt ist. Alle Stadtteile sind wie Tortenstücke um den Firmenhauptsitz von Shinra angeordnet. Auf dieser Platte wohnen hauptsächlich Angestellte des skrupellosen Unternehmens und genießen alle Vorteile ihrer Anstellung.

Jedoch gibt es auch viele Bürger, die es nicht in das Unternehmen geschafft haben. Diese leben in Slums unter der Platte, die von 300 Meter hohen Pfeilern getragen wird. Die Slums können nur existieren weil Shinra an der Unterseite der Stadt gigantische Sonnenlicht-Strahler anbringen ließ, welche die Wohnviertel der Slums beleuchten. Fast alles, was Shinra betreibt, benötigt sehr viel Energie. Jedoch ist diese Energieversorgung nur machbar, in dem der Energiekonzern Shinras dem Planeten das sogenannte Mako entzieht, eine extrem reichhaltige Substanz, die angeblich für das gesamte Leben auf dem Planeten verantwortlich ist. Also kein Wunder, dass sich früher oder später das Volk gegen diesen gierigen Mega-Konzern auflehnt. Denn wer weiß schon, ob das Absaugen des kostbaren planetaren Lebenssafts nicht irgendwann verheerende Folgen mit sich bringt?
Du bist am Zug!



Wie schon aus der Gameplay-Demo des Final Fantasy VII Remakes bekannt, kommen wir gerade mit den Widerstandskämpfern der Avalanche-Gruppe in der Nähe des Mako-Reaktors Nummer 8 in Sektor Acht mit dem Zug am Bahnhof an. Die Gruppe besteht aus Barret Wallace, dem dickköpfigen Anführer und Tifa Lockheart, einer alten Freundin aus Clouds Kindheit. Mit im Gepäck sind außerdem noch drei weitere Charaktere (Jessie, Wedge und Biggs), die zwar leider nicht zur spielbaren Gruppenauswahl gehören, aber während unseres Abenteuers den ein oder anderen passenden Spruch parat haben.
Wir kämpfen uns durch die einzelnen Shinra-Stützpunkte und heranstürmende Soldaten, bis hin zum eigentlichen Ziel, dem Mako-Reaktor. Nach einem fordernden Bosskampf und einem gewaltigen »Rumms«, ist unser Werk vollbracht und einer von acht Mako-Reaktoren ist endlich stillgelegt. Ab jetzt sind wir und die gesamte Avalanche-Gruppe zum größten Staatsfeind von Shinra befördert worden. Doch der Megakonzern ist nicht dumm und stellt Avalanche in den Nachrichten auf die böse Seite, denn Shinra gibt vor, nur das Beste für die Bewohner Midgars zu liefern und das natürlich ohne jegliche Folgen. Die Öko-Terroristen von Avalanche greifen also ohne glaubwürdiges Motiv das scheinheilige Unternehmen an… nee, is klar!
Was ein Slum-massel



Ab jetzt heißt es leider erst einmal den Ball flach halten und einige Zeit in den »Schlauchleveln« der Slums ausharren. Wir machen es uns also in Slum Nummer 7 gemütlich, welcher ebenfalls das Zuhause der kleinen Avalanche Gruppe ist. Der geheime Treffpunkt ist die Bar mit dem einzigartigen Namen »7. Himmel«, in der Barret mit seinen Leuten noch mehr zerstörerische Pläne schmiedet. Da Barret und Tifa unseren Sold nur zum Teil auszahlen können, müssen wir unser wohlverdientes Geld (Gil) leider selber eintreiben. Kurzerhand werden wir Angestellter der örtlichen Bürgerwehr, retten vermisste Kätzchen und tauschen mit voller Inbrunst einige Wasserfilter in den Barracken aus. Das Nebenquest-System in Final Fantasy VII Remake ist nicht sonderlich kreativ aber erfüllt seinen Zweck, um die Gegend etwas besser kennenzulernen. Doch mehr der kostbaren Handlung möchte ich den neuen Spielern unter Euch nicht vorweg nehmen.
Für alle Retrozocker und alte Hasen, die denken sie kennen ja bereits die gesamte Handlung, denen kann ich garantieren, das Ihr mit dem Remake sicher noch nicht alles gesehen hat. Es gibt sogar Abschnitte im Spiel, die komplett neu hinzugefügt wurden.

Haben wir unsere Taschen erst einmal mit etwas Gil gefüllt, treten die klassischen Final Fantasy Rollenspielelemente in Kraft. Wir steigen Stufen auf, erlangen mehr Lebensenergie, ergattern neue Waffen und Accessoires, in denen sich jetzt sichtbar die magischen Materia-Kugeln einbauen lassen. Diese Materia ermöglichen uns verschiedene Zauber in Final Fantasy VII Remake zu wirken. Einige anlegbare Gegenstände verfügen sogar über verbundene Sockel, die uns unsere Waffen mit Elementaren-Schadensarten verzaubern lassen. Alles wie damals, nur das wir diese heute klar und deutlich in den Zwischensequenzen erkennen können. Wie auch schon von anderen neuen Final Fantasy Spielen bekannt, gibt es keine zufälligen Kämpfe (random encounter) mehr. Alle Gegner die wir bekämpfen, sind bereits vorher sichtbar und man weiß sofort, auf was man sich demnächst einstellen sollte. Leider sind diese Gebiete, in denen wir auf kleinere Gegnergruppen treffen, sehr gering. Ich hatte bei meinem Testerlebnis auch nicht das Gefühl, dass weitere Kämpfe von Nöten sind, um nicht problemlos durch den gesamten Content des Spiels zu kommen. Schade eigentlich, ich mochte die Grind-Sessions der alten Teile.


Was mir sehr gut gefällt, ist die teilweise exakte Nachbildung der alten Gebäude und deren Innenräume. Zum Beispiel die Bar 7. Himmel oder das Haus von Aeriths Mutter samt Einrichtung – eine perfekte Kopie, wie früher auf der PlayStation aus dem Jahr 1997. Jede Kommode, jedes Regal und jeder Hocker wurden auf ihren alten Platz gestellt, nur das wir heute die Einrichtung aus allen Winkeln betrachten können und nicht mehr wie früher nur aus der altmodischen Isoperspektive.
Sauer-Cloud auf Midgar-Pizza



Das Kampfsystem basiert auf aktivem Blocken, Kontern und dem Aufladen der Fähigkeitenleisten. Sobald einer dieser Balken der ATB- oder Limit-Leiste gefüllt ist, können darüber Kommandos in Form von mächtigen und erlernten Attacken angewendet werden. Der bei der Auswahl von Befehlen entstehende Zeitlupeneffekt hilft uns dabei, unsere Befehle nicht übereilt dem Gegner vor die Füße zu knallen. Es ist sogar möglich über voreingestellte Kurzbefehle diese Navigationszeit noch zu verkürzen. Auch das gleichzeitige Ausführen von Spezialangriffen ist mit der Zeitlupe machbar, da wir problemlos jederzeit zwischen den Gruppenmitgliedern hin und her wechseln können.

Das Charakterdesign der Haupt- und Nebencharaktere ist sehr gut gelungen. Zu keinem Zeitpunkt hatte ich Zweifel an dem Look des immer mürrischen Cloud und seinen übereifrigen Mitstreitern. Auch die Bösewichte und die Ausarbeitung der jetzt deutlich detailreicheren Bosse finde ich ebenfalls sehr gut umgesetzt. Für viele sicherlich nur ein ganz kleines Detail in Sache Remake, aber eines welches bei mir sehr gut ankam.
Der Wallmarkt-Song wurde liebevoll in die heutige Zeit transportiert, der damals melodische Reggae-Sound wurde im Remake mit modernen Beats hinterlegt und der geht ab! Ich liebe diesen Song! Neu im Remake sind ebenfalls bestimmte Wege, die damals einfach übersprungen wurden. So entsteht eine deutlich realistischeres Bild der Stadt Midgar, als man sie von damals kannte. Dennoch könnte hier deutlich mehr gehen. Trotz ein paar schön gestalteter Läden wirken die Häuserschluchten mit ihren teilweise wenigen Passanten doch relativ leer. Leider! Was aber wiederum gelungen ist: Heute sind die einzelnen Abschnitte des Spiels deutlich aufwendiger ausgearbeitet und so bleibt fast keine Lücke mehr offen, in der wir nicht zu 100% nachvollziehen können, wie Cloud von A nach B gekommen ist.
So wird zum Beispiel die gesamte Verkleidungs-Zeremonie im Wallmarkt wie ein Fest der Sinne zelebriert, welches man sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte. Da spürt man, dass die Entwickler Spaß an der Ausarbeitung hatten. Ich konnte nicht mehr vor Lachen! Leider sind diese hochkarätigen Momente etwas rar gesät im Remake von Final Fantasy VII. Neben der Hauptgeschichte und den überschaubaren Nebenaufträgen, treffen wir mit Cloud natürlich auf die klassischen Mini-Spiele, die typisch für ein Final Fantasy sind. Wir können uns die Zeit im Spiel mit kurzweiligen Dart-Runden, fordernden Wettkämpfen in einer Arena oder dramatischen Kniebeugen-Duellen im Gym etwas versüßen.
Release Termin:
10. April 2020
USK:
ab 16 Jahren
Genre:
Action-Rollenspiel, JRPG
Spielzeit:
Kampagne inklusive aller Nebenquests ca. 38 Stunden
Entwickler:
Square Enix
Publisher:
Square Enix
Erhältlich für:
PlayStation 4
Fazit
Final Fantasy VII (Remake)
Ich bin hin und her gerissen, was das Remake betrifft. Einerseits freue ich mich wie ein Kleinkind, dass wir endlich in den Genuss der Neuauflage kommen dürfen. Andererseits fühlen sich einige der sehr oft vorkommenden Mechaniken, wie das automatische Balancieren über ein schmales Brett oder das Vorbeiquetschen an einem Hindernis, nicht mehr zeitgemäß an. Dennoch freue ich mich über die Neuauflage, denn wenn ich ganz ehrlich bin, ich besitze zwar das Original für die erste PlayStation und hüte es wie meinen Augapfel, dennoch spiele ich es kaum noch. Ich war damals, wie viele andere Videospielbegeisterte, unfassbar beeindruckt, wie toll Final Fantasy VII aussah – aber heute muss ich ehrlich gestehen, die Spiele aus der ersten 3D-Ära sprechen mich von der Grafik kaum noch an. Es bleibt auf jeden Fall spannend, denn soviel sei schon mal verraten, die Geschichte des Remakes von Final Fantasy VII endet sehr plötzlich und einige von Euch werden sicherlich mit vielen Fragezeichen über dem Kopf dasitzen. Ich wünsche mir, dass die Geschichte gut oder gar besser weitergeführt wird und wir alle am Ende sagen können, »Ich lasse das Original von 1997 gerne im Regal stehen und erfreue mich an der Neuerzählung!«
Pro
- super Esper-Animation
- stimmige Bosskämpfe
- Gegnerdesign wie früher
- tolle Zwischensequenzen
- Charakterdesign gelungen
- Mini-Spiele
Contra
- Grafik wirkt teils etwas überholt
- Synchronisation holprig
- Interaktion mit Wegmarkierungen nervig
- Spielwelt teils etwas karg
- Leider nicht die gesamte Geschichte (zwei Episoden folgen noch)
Letzte Worte
-
Hey Kupo!?
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